Berlin/gc/rog. Vor Beginn der Expo in Shanghai am 1. Mai 2010 hat Reporter ohne Grenzen (ROG) einen virtuellen „Garten der Freiheit“ eröffnet.
Der Online-Expo-Pavillon ist dem Menschenrecht auf Meinungsfreiheit gewidmet und kann über die Website
http://en.rsf.org/shanghai_en.html betreten werden.Besucher können von dort aus verschiedene Unterpavillons mit Informationen zum Thema staatliche Zensur und Verfolgung anklicken und sich an Unterschriftenaktionen beteiligen. Aus Sicht von ROG ist das Motto der Weltausstellung „Bessere Stadt, besseres Leben“ angesichts der massiven Zensur und der großen Zahl von inhaftierten Menschenrechtsaktivisten in der Volksrepublik nicht angebracht. „Der Slogan der Shanghaier Weltausstellung ist bedeutungslos, wenn eine Regierung die Meinungsfreiheit seiner Bürger so stark einschränkt. ‚Stadt unter Bewachung - Leben unter Überwachung' wäre ein besserer Slogan für die Expo“, schlägt ROG vor.
„Einige Dutzend Shanghaier Menschenrechtsaktivisten sind derzeit unter strenger Polizeiüberwachung. Sie sollen an Treffen mit ausländischen Journalisten gehindert werden“, so ROG. Der „Garten der Freiheit“ sei der einzige Platz auf der Expo, wo Besucher Realitäten entdecken können, die chinesische Behörden vertuschen möchten.
Im „Garten der Freiheit“ gelangen Internetnutzer unter anderem zu einem „Pavillon der Cyber-Polizei“ mit Informationen zur Online-Zensur, einer „Bank der politischen Häftlinge“, wo Petitionen für die Freilassung der Journalisten und Blogger Liu Xiaobo, Hu Jia und Shi Tao unterzeichnet werden können oder zum „Tibet-Pavillon“, wo auf das Schicksal der tibetischen Dissidenten aufmerksam gemacht wird. Den Internet-Parcours der Freiheit gibt es in einer englischen, französischen und chinesischen Fassung.
ROG übt auch massive Kritik an der internationalen Dachorganisation für die Weltausstellungen, dem „Bureau International des Expositions“ (BIE) mit Sitz
in Paris: „Das Schweigen der BIE zu Menschenrechtsverstößen in China ist unerträglich. Warum fordert der Präsident der Organisation, Jean-Pierre Lafon, nicht die chinesischen Behörden auf, während der Expo mehr Toleranz zu zeigen? In einem Brief appellierte ROG an Lafon, aus Anlass der Weltausstellung die Internetzensur aufzuheben und Dissidenten frei zu lassen. Bisher blieb das Schreiben unbeantwortet.
Zwei ROG-Vertretern, darunter Generalsekretär Jean-François Julliard, wurden Visa zum Besuch Shanghais verweigert. „Die Behörden in Peking haben uns angewiesen, ihre Visaanträge abzulehnen“, erklärte ein Vertreter der chinesischen Botschaft in Paris.
Pressekontakt:Reporter ohne Grenzen
Anja Viohl
Tel.: 030-202 15 10 16
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