Neukloster/gc. Karin Rößler ist 69 Jahre alt und lebt seit 1945 in Neukloster. Fast ihr ganzes Leben ist sie eng verbunden mit der Neuklosteraner Schule, die 1874 als „Neues Schulhaus“ fertiggestellt wurde und mal eine Volksschule, dann eine Grundschule, Aufbauschule, Zentralschule, Erweiterte sowie Polytechnische Oberschule war und heute als Realschule bezeichnet wird.
Als Karin Rößler mit ihrer Mutter 1944 aus den Masuren evakuiert wurde, landeten sie über Umwege im April 1945 in Neukloster, bekamen innerhalb von zwei Jahren drei verschiedene Unterkünfte zugewiesen bis sie im Herbst 1948, nachdem der Vater aus der Gefangenschaft zu ihnen fand, in dem „Neuen Schulhaus“ in eine Zwei-Zimmer-Wohnung einzogen. „Viele Klassenräume waren damals zu Wohnungen umfunktioniert worden“, erinnerte sich Karin Rößler.
Zur Schule hatte es die damals Siebenjährige nun nicht weit, denn bereits 1947 war sie in diesem Haus eingeschult worden. Viele Kinder lebten im „Neuen Schulhaus“. „In diesem Gebäude steckt meine ganze Kindheit“, meinte Karin Rößler. „Wenn der Unterricht aus war, spielten wir gemeinsam, z. B. „Gebannt ums Haus“, eine Art Räuber- und Gendarm-Spiel, oder „Probe“, ein Ballspiel. Ich brauchte nur über den Flur zu gehen und war in meiner Klasse. Und nachmittags bin ich manchmal allein in den Unterrichtsraum gegangen und habe für mich Schule gespielt. Streng verboten war der Boden, er war ja noch nicht ausgebaut. Aber wie das so ist mit Verbotenem, da haben wir erst recht gern gespielt: verstecken oder mit den dort gelagerten Anschauungsmaterialien.“
Rings um die Schule gab es auch Stallungen, wo die Bewohner Haustiere hielten und wir Kinder uns gern aufhielten. In der Schule ist sogar meine Schwester geboren. So ist man auf eine ganz besondere Weise mit dem Gebäude, der Schule aufgewachsen und verwachsen“, sagte sie. In den 50er Jahren wechselten sehr viele Lehrer und Direktoren. „Sie waren einfach nach den Sommerferien nicht mehr da. Direktor Janning unterschrieb noch mein Grundschulzeugnis, nach den Ferien kam ein Direktor Fleischmann, klein, streng – eine Respektperson sogar für unsere größten Rüpel. Mit seinen beiden Töchtern habe ich viel gespielt. Doch schon bald war auch diese Familie nicht mehr da.“
Karin Rößler und ihre Familie zogen 1952 aus der Schule aus, blieben aber in Neukloster. 1959, nach dem Abi, studierte sie in Dresden Germanistik und Kunstgeschichte. Als Junglehrer stieg Karin Rößler zunächst 1965 in Kirchdorf auf der Insel Poel ein, aber ab 1965 zog es sie wieder nach Neukloster zurück. Bis zu ihrem Ruhestand 2001 war sie an dieser – ihrer Schule eine beliebte Lehrerin für Deutsch und Kunst. Besonders als Kunstlehrer hatte sie mit ihren Klassen dafür gesorgt, dass das Haus immer einen geschmückten Eindruck hinterließ.
Mit dem Ruhestand aber verließ sie das „Neue Schulhaus“ nicht wirklich. Seit 13 Jahren leitet sie einen Malzirkel und trifft sich mit „ihren“ Frauen zum Malen einmal wöchentlich unterm Dach, dort, wo sie als Grundschulkind noch Verstecken gespielt hatte. Kerstin Erz
Bildunterschrift 1: Karin Rößler hat als Kind hier auf dem Dachboden der Realschule gespielt.
Bildunterschrift 2: In diesem Klassenzimmer hat Karin Rößler als Kind mit ihren Eltern gewohnt und als Erwachsene unterrichtet. Fotos: Kerstin Erz
Kontakt: Kerstin Erz kerstin.erz@t-online.de
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