Stuttgart/gc/pm. Nach Überzeugung des Baden-Württembergischen Wissenschaftsministers Prof. Dr. Peter Frankenberg müssen die Hochschulen verstärkt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Studierenden eingehen - vor allem in der frühen Phase des Studiums. Mit diesem Ziel erproben zwölf Hochschulen in Baden-Württemberg ab dem kommendem Wintersemester neue Modelle mit flexiblen Studienverläufen.
Die Pilotprojekte wurden im Programm „Studienmodelle individueller Geschwindigkeit“ von einem Gutachtergremium ausgewählt und werden vom Land mit insgesamt 5 Mio. Euro drei Jahre lang gefördert.
Frankenberg: „Immer mehr junge Menschen mit unterschiedlichen Vorkenntnissen, Fähigkeiten und Begabungen kommen an unsere Hochschulen. Dafür brauchen wir vermehrt differenzierte Studienangebote mit flexiblen Studienverläufen, die unterschiedliche Geschwindigkeiten ermöglichen. Wer schnell studieren möchte, soll dies können, wer etwas mehr Zeit braucht, soll sie bekommen - zum Beispiel, um Kompetenzen nachzuholen. Dies erproben wir jetzt modellhaft in mehreren Pilotprojekten.“
Nur rund die Hälfte der Studierenden verfügen Frankenberg zufolge über ein klassisches Abitur, die anderen nutzen andere Zugangswege an die Hochschulen. Dies sei ein wesentlicher Grund für zunehmend unterschiedliche Bildungsbiografien der Studierenden und bilde den Hintergrund für das Förderprogramm, das zugleich einen wichtigen Baustein bei der Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses darstelle, so Frankenberg.
In einem Feld von 30 Anträgen haben sich in dem im Dezember des vergangenen Jahres ausgeschriebenen Programm Anträge der Universitäten Heidelberg, Hohenheim, Ulm und - mit einem gemeinsamen Projekt - Karlsruhe (KIT) und Stuttgart, der Fachhochschulen Esslingen, Heilbronn, Karlsruhe, Nürtingen/ Geislingen, Offenburg und Stuttgart (HfG) sowie der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen durchgesetzt. Der Gutachtergruppe gehörten vier von verschiedenen Rektorenkonferenzen benannte externe und unabhängige Sachverständige an.
Universität Heidelberg: „Vielfalt fördern, Individualisierung ermöglichen“. Das Studienmodell sieht die Einführung des Teilzeitstudiums vor. Der Diversität der Studierendenschaft soll durch ein eigenes Kurs- und Beratungsangebot und durch individualisierte Studienverläufe Rechnung getragen werden (Fördersumme 500.000 Euro für 3 Jahre).
Universität Hohenheim: „Individuelle Lernräume: Studieren - Orientieren - Professionalisieren“. Die Universität Hohenheim will, dass die Studienbedingungen dem individuellen Leistungsniveau der Studierenden gerecht werden. Dies soll durch individuellere Studienverläufe und alternative Lehrangebote erreicht werden (Förderung 500.000 Euro für 3 Jahre).
Universität Karlsruhe (KIT) und Universität Stuttgart: „MINT-Kolleg“ - Das Karlsruher KIT und die Universität Stuttgart haben ein gemeinsames Konzept zur individuellen und flexiblen Gestaltung des Studieneinstiegs in die MINT-Fächer entwickelt. Kernelemente sind Angebote zur optimalen Studienfachorientierung, zur optimalen Förderung der vorhandenen MINT-Kompetenzen und zum optimalen Übergang in das MINT-Fachstudium (Förderung 900.000 Euro für 3 Jahre).
Universität Ulm:
„Erfolgreiches Studium durch individuelle Gestaltung und Förderung“ - Das Projekt beinhaltet Brückenkurse, Beratungsangebote und ein Studienverlaufsmonitoring. Es geht darum, eine bewusste Studienentscheidung zu fördern, die Motivation für das gewählte Studium zu steigern und die Studienvorbereitung zu verbessern. (Förderung 500.000 Euro).
Hochschule Esslingen:
„Flexibles Studium“ - Vorgesehen ist, das erste Semester als Orientierungssemester zu nutzen. Der Studienverlauf soll durch Wechselmöglichkeiten zwischen Teilzeit- und Vollzeitstudium flexibiliert werden können, z.B. zur Verbesserung der Qualifikation, zur Behebung von Sprachschwierigkeiten oder bei gleichzeitigen Familienpflichten (Förderung 240.000 Euro).
Hochschule Heilbronn:
„SMILE - Studienmodell Individuelles Lernen“ - Das Modell beinhaltet eine individuelle Förderung der Studierenden auf Grundlage einer Selbstverpflichtung in Gestalt eines „Lernvertrages“ vor (Landesförderung 209.000 Euro).
Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft:
„Erfolgreich starten“ - Die Hochschule hat ein dreistufiges Modell entwickelt, das unterschiedliche Studiengeschwindigkeiten ermöglicht. Möglich ist, das Studium entweder direkt aufzunehmen oder vorher Brückenkurse in Grundlagenfächern zu absolvieren oder die Inhalte des ersten Studiensemesters auf zwei Semester aufzuteilen (Förderung 500.000 Euro).
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen, Geislingen:
„Höherer Studienerfolg für alle Studierenden durch bedarfsgerechte Qualifizierung“ - Die Hochschule will durch einen Einstufungstest die individuellen Bedürfnisse der Studierenden feststellen. Daran anknüpfend sollen passende Begleitkurse angeboten werden. Das Grundstudium kann auf diese Weise um ein Semester gestreckt werden. (Förderung 500.000 Euro für 3 Jahre).
Hochschule Offenburg:
„Polyvalentes vorgeschaltetes Semester - Befähigung, Qualifizierung und Orientierung für Ingenieur-Studiengänge“ - Das Modell der Hochschule sieht polyvalente Eingangssemester vor, die die Senkung der Studienabbruchquote und die Verbesserung der Studierbarkeit zum Ziel haben (Förderung 500.000 Euro für 3 Jahre).
Hochschule für Technik Stuttgart:
„Individuell gestuftes HFT- Studienmodell“ - Das 3-Stufen-Modell unterstützt in der ersten Stufe die Anfängerinnen und Anfänger beim Übergang zur Hochschule, ermöglicht nach Studienbeginn eine intensive Förderung (zweite Stufe), die in der dritten Stufe im Rahmen eines individuell konzipierten weiteren Semesters („1 +“) fortgesetzt werden kann (Förderung 500.000 Euro für drei Jahre).
Staatliche Hochschule für Musik Trossingen:
Die Hochschule möchte ein Musik-Precollege als Propädeutikum an der Schule Schloss Salem in Kooperation mit regionalen Musikschulen, dem Musikprofilgymnasium Meersburg und der internationalen Bodenseehochschule einführen (Landesförderung 165.000 Euro für 3 Jahre). Aussender:Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
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