Sao Paulo/gc/pm. Deutschland will die Beziehungen zu Lateinamerika und der Karibik auf eine neue Grundlage stellen. Dazu beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch, 4. August 2010, unter Leitung von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) ein neues Lateinamerika-Konzept.
Damit soll insbesondere auf das wachsende wirtschaftliche und politische Gewicht von Ländern wie Brasilien oder Mexiko eingegangen werden. In Brasilien finden 2014 und 2016 auch die nächste Fußball-Weltmeisterschaft sowie die Olympischen Sommerspiele statt.
Westerwelle sagte nach der Kabinettssitzung, Lateinamerika, mit dem Europa und Deutschland gemeinsame Werte teile, sei auch ihm „ganz persönlich ein sehr wichtiges Anliegen”. Es handle sich um eine Weltregion, die in Europa unterschätzt werde und um einen der dynamischsten Wachstumsmärkte. Daher gelte es, nicht nur kulturell zu vernetzen, sondern auch die Wachstumschancen für die eigene, deutsche Wirtschaft „best möglich zu nutzen”. Es gehe aber nicht nur um wirtschaftliche Aspekte, sondern auch um die wachsende strategische Bedeutung. Das Lateinamerika-Konzept sei daher ressortübergreifend angelegt.
Das bisherige Lateinamerika-Konzept der Bundesregierung stammte noch von 1995. Seither haben viele Staaten aus der Region international stark an Bedeutung gewonnen und werden von anderen Ländern umworben.
Das neue Konzept soll auch dabei helfen, gegen Konkurrenz aus China oder anderen großen Industrienationen besser standzuhalten. Insgesamt gibt es in der Region 33 unabhängige Länder mit mehr als einer halben Milliarde Einwohnern.
In dem 64-Seiten-Papier heißt es, Deutschland müsse sich „aktiver engagieren”, um in Süd- und Mittelamerika das Interesse an einer engen Partnerschaft mit der Bundesrepublik zu erhalten. Für die deutsche Wirtschaft sei Lateinamerika nicht nur wichtiger Produktionsstandort, sondern auch „stetig wachsender Absatzmarkt”.