Lenin kaufte 1923 Aktien von AeroflotAls 1923 die erste Luftfahrtgesellschaft der Sowjetunion gegründet wurde, kaufte Lenin demonstrativ 60 Aktien zu 1,05 Rubel. „Wer nicht Aktionär von Dobrolet ist, der ist kein Bürger der Sowjetunion“, lautete die Parole, weshalb auch viele eingeschüchterte Arbeiter und Bauern Aktien von Dobrolet kauften. Die erste Linie Moskau–Nischni Nowgorod wurde am 16. Juli 1923 eröffnet. Zuerst flog die neue Fluggesellschaft mit deutschen Junkers F13 für vier Passagiere, ab 1924 mit dem ersten sowjetischen Verkehrsflugzeug Tupolew AK-1 und ab 1930 mit über 100 Tupolew ANT-9 und Kalinin K-5. Am 1. Februar 1932 erhielt die Airline ihre bis heute geltende Bezeichnung Aeroflot.
Aeroflot hat seit 2000 die größte Airbus-Flotte der GUSZu Sowjetzeiten war Aeroflot mit mehr als 10.000 Flugzeugen die größte Fluggesellschaft der Welt, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 drohte Aeroflot aber das Grounding. Seit 1993 ist Aeroflot wieder im Aufwind und seit dem 14. April 2006 mit Air France-KLM, Delta und anderen renommierten Fluggesellschaften Mitglied im SkyTeam. Aeroflot ist unter anderem die erste russische Fluggesellschaft in einer weltweiten Allianz, weil sie schon 1992 den ersten westeuropäischen Airbus A310 flog und später mit den A319, A321 und A330 weitere Airbus-Maschinen kaufte. Derzeit ist Aeroflot mit vierundsechzig A320 und zehn A330-Jets der größte Airbus-Betreiber in der GUS.
Der Staat kontrolliert Aeroflot immer nochTrotzdem musste die erfolgsverwöhnte Aeroflot nach zehn Jahren ununterbrochenen Wachstum Anfang 2009 einen dramatischen Rückgang hinnehmen. Russlands größte Fluggesellschaft flog 16 Prozent weniger Passagiere, die Zahlen wurden erst Mitte des Jahres wieder besser. Da aber traute die Regierung dem General Director Waleri Okulow nicht mehr zu, richtig durchzugreifen. Waleri Okulow, der Schwiegersohn Boris Jelzins, wurde als stellvertretender Verkehrsminister seines Landes weggelobt. Stattdessen saniert nun der ehemalige stellvertretende Handelsminister Witali Sawiljew die Fluggesellschaft. Die beiden Personalien machen deutlich, wie eng die Verbindung zwischen der dominierenden Fluggesellschaft und dem russischen Staat, der 51,5 Prozent der Anteile kontrolliert, noch immer ist. Nicht zu vergessen die vielen Millionen aus den Überfluggebühren, die Aeroflot Jahr für Jahr kassiert – und die den kleinen Gewinn im Jahr 2008 schöner aussehen lassen, als er in Wirklichkeit ist.
Aeroflot wird mit radikalen Mitteln gesund geschrumpftAnders als es bei einem politisch ernannten neuen Chef, der alle möglichen Rücksichten nehmen muss, zu erwarten gewesen wäre, hat Sawiljew tatsächlich vor, Aeroflot schnell auf den Erfolgsweg zurückzuführen. Dabei schreckt er vor wenig zurück: 6.000 der derzeit 15.000 Mitarbeiter sollen gehen, nachdem Benchmarks ergeben haben, dass ähnlich grosse Fluggesellschaften mit einem Drittel weniger Angestellten auskommen.
Aeroflot schrumpft sich aber nicht nur mit radikalen Mitteln gesund, die Fluggesellschaft unternimmt eine umfassende Modernisierung. Neben der modernen Airbus-Flotte fliegt die Airline nämlich immer noch 26 Tupolew Tu-154. Die Flugzeuge aus Sowjetzeiten haben ein Imageproblem und sind im Unterhalt doppelt so teuer wie ihre westlichen Pendants. Bis Ende 2010 will Sawiljew die alten Jets aus der Flotte nehmen und durch achtzehn Airbus A320 ersetzen. Obwohl das rein rechnerisch acht Flugzeuge weniger sind, kann Aeroflot damit die Kapazität im Inlands- und Europaverkehr deutlich ausweiten, denn die Airbus sind intensiver nutzbar als die inzwischen wartungsanfälligen Tupolews. Und bis zu den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi soll die Flotte mit elf Airbus A330 und zweiundzwanzig Boeing 787 Dreamliner aufgerüstet werden. Darüber hinaus erteilte Aeroflot schon 2007 einen Festauftrag über zweiundzwanzig A350 XWB – die modernste zweistrahlige Maschine für lange bis sehr lange Strecken.
Mit dem Suchoi Superjet 100 fliegt Aeroflot in die ZukunftDoch Aeroflot übernimmt nicht nur neue westliche Jets. Das Unternehmen hat sich auch dazu verpflichtet, die künftigen Regionaljets vom Typ Suchoi Superjet 100 zu fliegen. Die 100-sitzigen Maschinen sollten eigentlich bis Ende des Jahres 2009 ausgeliefert werden, doch die Flugtests und die Zulassung der Maschinen dauerten länger als geplant. Jetzt werden sie 2010 eingeführt und vor allem im Inland zum Einsatz kommen.
Aeroflot steht, obwohl das offiziell nicht bestätigt wird, unter dem politischem Druck, auch heimische Maschinen einzusetzen. Vorausgesetzt, Suchoi kann die Versorgung mit Ersatzteilen und Wartungsleistungen nach internationalem Standard sicherstellen und das Flugzeug hält, was es verspricht, ist der Superjet aber eine sinnvolle Ergänzung für die Aeroflot-Flotte. Zudem hat die Fluggesellschaft nach fünfjähriger Bauzeit das neue Terminal D am Heimatflughafen Scheremetjewo in Moskau in Betrieb genommen. Das von einer japanischen Bank mit 1 Milliarde US-Dollar finanzierte Terminal öffnete Mitte November 2009 und soll zwölf Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen (so viele wie heute der gesamte Flughafen); angeflogen werden 110 internationale und 60 nationale Destinationen. Scheremetjewo-D vereinfacht nicht nur das Umsteigen von Inlandsflügen zu den internationalen Verbindungen und umgekehrt. In dem Terminal werden auch die anderen acht Fluggesellschaften der Skyteam-Allianz untergebracht.
Bildunterschrift:Aeroflot Airlines war mehrere Jahrzehnte lang die größte Fluggesellschaft der Welt und ist heute die zuverlässigste Fluggesellschaft in Russland. Foto: maiak.info
Den Originalartikel mit weiterführenden Links lesen Sie hier:http://www.maiak.info/aeroflot-fluggesellschaft-russland Autor:Jens Flottau
Aussender:maiak
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