Berlin/gc/rog. Die iranische Bloggerin und Menschenrechtsaktivistin Shiva Nazar Ahari
(Bloggerin droht Todesstrafe) ist am 12. September 2010 gegen eine Kaution von 500 Millionen Toman (rund 40.000 Euro) freigelassen worden. Shiva Nazar Aharis Anwalt erwartet die Urteilsverkündung in wenigen Wochen. Nach seinen Angaben droht seiner Mandantin, die im Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert war, eine mehrjährige Haftstrafe.
„Wir begrüßen, dass Shiva Nazar Ahari vorübergehend den menschenunwürdigen Haftbedingungen entfliehen kann. Mit hoher Wahrscheinlichkeit muss die Bloggerin und Aktivistin aber schon in einigen Wochen wieder ins Gefängnis - für mehrere Jahre. Wir appellieren ein weiteres Mal für die sofortige Freilassung der Menschenrechtlerin. Die Strafvorwürfe des Gerichts sind absurd und haltlos“, so ROG-Geschäftsführer Christian Rickerts.
Nach Angaben des Anwalts der Dissidentin wurde die Anklageschrift bei der Verhandlung am 4. September 2010 vor einem Teheraner Revolutionsgericht verlesen.Wegen ihrer Aktivitäten als Online-Dissidentin und Menschenrechtsaktivistin wurde Ahari in folgenden Punkten angeklagt:
- Feindschaft gegen Gott - „Moharebeh“
- Versammlung und geheime Verabredung zur Durchführung eines Verbrechens
- Propaganda gegen das Regime sowie Störung der öffentlichen Ordnung
Aus der Sicht von ROG hat die 26-jährige Aktivistin lediglich von ihrem Recht auf Rede-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit Gebrauch gemacht.
Shiva Nazar Ahari, Gründungsmitglied der Menschrechtsorganisation „Committee of Human Rights Reporters“ (CHRR) und Herausgeberin der Website „Azad Zan“ („Frauenbefreiung“, http://azadiezan.blogspot.com) wurde bereits mehrmals inhaftiert. Auch nach ihrer vorletzten Festnahme am 14. Juni 2009 kam sie nach einigen Monaten gegen eine Kaution frei. Damals belief sich die Summe auf 300 Millionen Toman (umgerechnet 23.000 Euro). Die Kautionssummen stellen eine große Belastung für Ahari und deren Familie dar, da sie ihren Besitz verpfänden mussten.
Zur Unterstützung der Menschenrechtlerin hatte ROG im August eine Petition lanciert: 3.770 Menschen aus 60 unterschiedlichen Ländern hatten den Online-Appell an die iranischen Justizbehörden unterzeichnet. Rund 40 Aktivisten folgten am 2. September 2010 dem Aufruf von ROG und versammelten sich zur Übergabe der Petition vor der iranischen Botschaft in Berlin. Die Demonstranten trugen Masken mit dem Gesicht der Menschenrechtsaktivistin und Bloggerin. Sie forderten in Sprechchören deren Freilassung und die ihrer zahlreichen ebenfalls inhaftierten Kolleginnen und Kollegen. Schließlich wurden die Unterschriften bei der Botschaft abgegeben.
Pressekontakt:Reporter ohne Grenzen
Anja Viohl
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