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Russland Leben Reportage
Nicht alle Moskauer Klischees bestätigen sich
Taxi, bitte!
Müde und trotzdem nicht über den Tisch gezogen
Redaktion: Constanze Jantsch
Eingestellt am  17.05.2010 Aktualitätsende 26.05.2010
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Moskau/gc. Die letzte Metro fährt in Moskau um 1 Uhr nachts. Weiter geht es erst wieder um halb 6 Uhr morgens. Wer also um 4 Uhr eine Party verlässt, sollte vorher wissen, wie er nach Hause kommt.

Für Einheimische ist das recht unproblematisch. Bewegt man sich jedoch als Ausländer mit ungenügenden Russischkenntnissen im Nachtleben und möchte alleine den Heimweg antreten, wird es schwieriger.

Ich wollte die Party einer Geburtstag feiernden Freundin auf eigene Faust verlassen - die Beine schwer, der Kopf voll. Eine gute Mischung, um sich mutig ein Taxi zu bestellen. Taxi, ein offizielles, ist hier in Moskau unverschämt teuer, kann auch ein Schwarztaxi sein, mit dem sich der kleine Mann etwas dazu verdient. Letztere wurden mir durchweg von jedem empfohlen. Also raus aus dem Club, vorbei an einem Pulk wartender Taxen, bis an die Straße.

Durch das Fenster der Beifahrertür frage ich den Fahrer, ob er mich für 300 Rubel (zurzeit 8,80 Euro) in meine Straße fährt? 300 Rubel sind wirklich wenig. Ich nahm diese Zahl nur, weil sie sich leichter aussprechen lässt als 400. Der Fahrer, dunkle Haare, ein paar Falten, bartlos, kann um die 45 gewesen sein. Schlank, dezent gekleidet, gepflegt. Er verbesserte mich bei der Aussprache des Straßennamens, schlug prompt 400 Rubel vor, und ich stieg mutig ein.

Der Wagen war sauber, roch nicht nach Qualm. So eine alte kantige Sowjet-Karre,  Lada oder Wolga. Vielleicht war sie schwarz, in jedem Fall dunkel. Ich liebe diese Autos, denn sie haben so einen anderen Geruch.

Während der Fahrt,  mehr Patient als Passagier, hieß es, nicht die Orientierung zu verlieren und schön mitzufahren. Gewarnt, dass man als Ausländer in Moskau durchaus auch mal an ganz anderen Ecken abgesetzt wird als man es möchte, war die Fahrt relativ schnell vor meiner Haustür zu Ende.

Als ich einmal mit einem russischen Bekannten Taxi fuhr bemerkte ich, wie dieser erst seine Scheine aus der Hand gab als er das Wechselgeld in der Hand des Taxifahrers sah. Mehrfach davor gewarnt, dass am Ende einer Fahrt durchaus auch ein anderer als der abgemachte Preis verlangt wird, sah ich der Bezahlung meiner Tour entgegen.

Ein Tausendrubelschein ist in so einer Situation eher ungünstig. Kleiner hab ich’s nicht. Da ist sein Wechselgeld, wir tauschten die Scheine, ich steige aus, ohne das Wechselgeld zu prüfen. Nur noch schlafen ... Er hätte mir auch nur ein einfaches Stück Papier in die Hand drücken können, ich hätte es wohl nicht bemerkt.

Am Morgen suchte ich das Wechselgeld in meinen Sachen. Tatsächlich, ich wurde nicht über den Tisch gezogen, obwohl ich ein leichtes Opfer gewesen wäre. Wie es wohl beim nächsten Mal läuft?

Constanze Jantsch
Constanze_Jantsch(at)web.de  
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