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Russland Leben Reportage
Anständiges Essen und Kontakte
Ein echter Rembrandt!
Redaktion: Constanze Jantsch
Eingestellt am  03.10.2009 Aktualitätsende 12.10.2009
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Moskau/gc. So langsam zieht in Moskau der Herbst ein. Es hat nun schon mal 9 Grad. 14, so wie heute, sind dann schon etwas angenehmer. Die Tage vergehen wie im Flug. Irgendwas ist immer und irgendwen hat man auch immer zu treffen. Bei Igor in der Baufirma gab es zuletzt ein Glas selbstgemachte Blaubeermarmelade für mich - als Dankeschön für das Glas, das ich ihm geschenkt habe. Er erzählte mir, dass sein Kollege bei einem Kunden zu Hause war. Und was hing da? Genau, haben wir alle. Ein echter Rembrandt! Schön, nicht wahr?

Heute ist Sonntag und ich weiß gar nicht mehr, was Freitag war. Gestern habe ich den Abend bei meinem französischen Freund Ali verbracht. Das war ganz lustig und eigentlich wollte ich ja dann irgendwann aufbrechen, doch es kam dann dazu, dass ich ihn zu seinem Konzert begleitete. Er ist Sänger und singt 6 Tage die Woche in diversen Einrichtungen.

Auf dem Weg dorthin mussten wir noch seine Gitarre aus einer anderen Kneipe holen. Und wie der Zufall es so wollte, trafen wir einen seiner Fans. Einen mindestens 60-jährigen russischen Zahnarzt, der ziemlich berühmt sein muss (über ihn gibt es anscheinend diverse Bücher).

Jedenfalls fand ich mich dann Minuten später in der Wohnung des Herrn wieder, gemeinsam mit meinem Sängerknaben. Der war nach eigener Schilderung am Vorabend auch schon da, konnte mir jedoch mangels Erinnerung nicht mehr Details schildern. Die Whiskyflasche vom Vorabend war jedenfalls sehr, sehr leer.

So eine Wohnung habe ich noch nicht gesehen. Gold und schöne Kunst an den Wänden, der Fußboden in der Küche war übersäht mit Geschenken von Leuten (Alkohol, Parfüm, ich weiß nicht was ...

Zu dritt sind wir dann im Taxi zum Restaurant, Ali hat gesungen, ich habe während dessen gegessen und getrunken (alkoholfrei, denn die Lizenz für Alkohol lässt noch auf sich warten). Natürlich alles auf Einladung, Geld spielt sowieso keine Rolle. Nach der Völlerei ging es mit dem Taxi in eine andere Kneipe auf ein Bier und einen kleinen Tanz. Sehr amüsant, dem russischen Volk bei Tanz und Balz zuzusehen.

Den heutigen Sonntag war ich bei den Kiddies im Süden der Stadt (Botschaftsgelände). Die Deutschlehrerin eines Mädchens war erkrank. Ali und ich haben uns gleich nach meinem Unterricht auf einen Kaffee getroffen. Dort traf ich auch meine Lieblingsbedienung wieder (Wo warst du?), die auch nach drei Monaten noch wusste, dass ich immer Ananassaft trinke. In einer Megapolis erinnert sich sonst jemand an dein Gesicht und daran, was du da immer zu dir genommen hast.

Erfolglos hatte ich mich vor einer Ewigkeit für ein Praktikum hier am Theater beworben. Ich hatte mich der Dame auch noch für niedere Tätigkeiten angeboten. Erst hatte sie nichts, dann hätte ich von zu Hause aus telefonisch irgendwas machen sollen. Heute rief sie an, sie hätte da eventuell doch noch was für mich. Sie leitet wohl irgendwelche Deutschkurse, für die sie eine Vertretung braucht. Wenn es klappt, dann treffe ich mich morgen mit ihr, um mal auszuloten, ob wir uns einig werden. Das ist dort, wo ich immer meinen Ananassaft trinke und  wo ich dem faulen Igor in Englisch auf die Sprünge helfe.

Meine Wohnsituation ist okay. Gestern wollte ich einem guten Freund ein Nachtquartier geben, weil der in seiner Wohnung einen Wasserschaden hatte. Ich habe bei Lenas Schwester Victoria gefragt. Lena ist über das Wochenende außerhalb der Stadt. Aber sie meinte, dass das keine gute Idee wäre. Naja, das sind für mich Momente, wo ich gerne woanders wäre und bezahlen würde. Aber der alte Zahnarzt sagte zu mir, dass man alles easy sehen muss.

Mich nervt ein bissl, dass die hier so laut Fernsehen gucken. Teilweise sitzen die und unterhalten sich in der Küche, der Fernseher ist viel zu laut, als würde man in einer Kneipe sitzen. Morgens vermisse ich eine qualitativ hochwertige Radiosendung. Das Unterfangen scheitert jedoch am Radio. Hauptsache, der Plasmafernseher steht (hier gibt es in jedem Raum TV). In der Wohnstube auch noch so einen großen, in den Schwesternzimmern steht jeweils ein kleiner.

Das Haus hat unten einen Sicherheitsservice. Da sitzen dann ältere Damen und bewachen den Eingang. Die sind alle ganz nett, eine besonders. Ich glaube, die würde mich adoptieren, wenn sie könnte. „Ach, ich sehe sie immer nur morgens, abends bin ich schon weg, wenn Sie kommen. Sie sind so hübsch, ich wünsche ihnen Glück, Liebe ...? Ach, coole Omis sind das. Für die muss ich mal ein paar Blümchen besorgen.

Letzte Woche, da war ich im Park. Es war es zauberhaft, weil da noch die ganzen Äpfel dran hängen . Nach Igors Aussage eindeutig Bleiäpfel ... und die Leute fuchteln mit ihren Käschern. Jetzt weiß ich auch, wo die Alten ihre Äpfel her haben, die sie am Metroausgang verkaufen.

Eine Wunde auf der linken Handfläche ... vom Putzen ... macht mir zu schaffen. Die wurde hier nicht besser. Ein Grund, die russische Wundermedizin zu testen. In der Apteka scharrte sich das ganze Personal um DIE Wunde. Ich kriege natürlich nicht die billige Creme, hier gibt es gute Sachen schon ab 2,30 Euro. Nein, Wundersalbe kostet 500 Rubel, über 10 Euro. Das hätte ich in Deutschland billiger haben können. Die Apothekerin sagte: „Wenn Sie diese Arbeit wieder machen, werden Sie das gleiche Problem immer wieder bekommen.“

Am 2. Oktober ist in der Botschaft ein Empfang zum Tag der Deutschen Einheit. Da kann man sich auch mal sehen lassen. Ich weiß gar nicht, ob man da was bezahlen muss? Ich glaube, nicht viel, aber dort gibt es auf jeden Fall anständiges Essen und Kontakte. Also, alles läuft ...

Constanze Jantsch
Constanze_Jantsch(at)web.de  
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