Neukloster/gc. Yumi amamas tru – wir freuen uns sehr! – mit diesen Worten wurden Neuklosteraner Frauen im Gemeindehaus der evangelischen Kirche begrüßt. Yumi amamas tru ist Tok Pisin, einer der etwa 826 Sprachen, die in Papua-Neuguinea, des im Pazifik gelegenen drittgrößten Inselstaats der Welt gesprochen werden. Und die, die diese Sprache sprechen, waren am Dienstagvormittag Gast in Neukloster.
Seit dem 7. Oktober veranstaltet die Propstei Sternberg eine Pazifische Woche. Einer der Höhepunkte war ein Frauenfrühstück in Neukloster, zudem alle Neuklosteraner Frauen (und Männer) herzlich eingeladen waren. Federführend zeigten sich neben der Sternberger Pastorin Eva Lagies, die selbst ein halbes Jahr in Papua-Neuguinea lebte, die beiden Papua- Neuguinesen Hofagao Kaia und Mayupe Par. Mayupe Par ist Pastor der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Papua-Neuguinea und Dozent an der Ausbildungsstätte für Kirchenälteste in Heldsbach (Bayern). Hofagao Kaia, die einen kleinen Vortrag über ihr Land hielt, ist Ökumenische Mitarbeiterin im Nordelbischen Missionszentrum Hamburg aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche Papua-Neuguinea. Sie hatte sich anlässlich des Frauenfrühstücks und der überwiegenden Frauenpräsenz auf das Leben der Frauen in ihrem Land in ihrem Vortrag konzentriert und diesen mit Bildern und typischen Gegenständen komplettiert.
So erfuhren die faszinierten Zuhörerinnen von einem Bilum, einem Wort mit vielfältiger Bedeutung. Ein Bilum ist zunächst einmal ein handgearbeitete Tasche, die die Frauen Papua-Neuguineas tragen, in der Regel auf dem Rücken und den Träger wie ein Stirnband über dem Kopf. In Bilums tragen die Frauen 10 bis 15 Kilogramm (je nach Größe des Bilum) Süßkartoffeln, darauf Gemüse und vielleicht noch Feuerholz, in Bilums werden aber auch junge Hunde, Ferkel und Hühner transportiert – alles von den Frauen. Es werden natürlich auch die Kinder im Bilum getragen. Deshalb nennt man die Gebärmutter der Frau ebenfalls Bilum. Und so fragt schon mal ein Mann seinen Freund: „Hast Du schon eine Bilum gefunden?...“ und damit ist diesmal nicht die Tragetasche gemeint, sondern die Frau, die alles trägt.
Die Frau scheint in Papua-Neuguinea das arbeitende Rückrat der Großfamilien zu sein. Sie zu organisieren, sie zu bilden, denn 60/70 Prozent der Frauen können nicht lesen und schreiben, dafür engagiert sich die evangelische Kirche und das Nordelbische Missionszentrum u. a.
Zum Schluss allerdings stand die Frage im Raum: Und was tun die Männer? Sollte man sich nicht auch um ihre Bildung kümmern, damit die Frauen nicht mehr als Bilum tragender Besitz angesehen werden?
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