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Deutschland Wirtschaft Pressemitteilung
BVMW Mecklenburg-Vorpommern und Konrad-Adenauer-Stiftung luden ein
Die Wiedervereinigung und was sie gebracht hat
Eberhard Diepgen sprach in Ludwigslust
Redaktion: BVMW Mecklenburg-Vorpommern
Eingestellt am  04.11.2010 Aktualitätsende 15.11.2010
Dieser Beitrag kann im vollem Umfang kostenlos und frei genutzt werden, wenn www.german-circle.de als Quelle genannt wird.
Dieser Artikel wurde im Oktober 2010 in der Schweriner Volkszeitung veröffentlicht und dem BVMW Mecklenburg-Vorpommern die Nachverwertung dieses Artikels in allen Medien erlaubt.
Ludwigslust/gc. Er ist ein politisches Schwergewicht seit Jahrzehnten und hat die friedliche Revolution in der DDR als Politiker in Berlin miterlebt: Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und der Bundesverband mittelständische Wirtschaft hatten Eberhard Diepgen nach Ludwigslust in den Lichthof des Rathauses eingeladen. Die friedliche Revolution in der DDR und was sie in 20 Jahren gebracht hat - so lautete das Thema des Abends.

Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin bevorzugt den Begriff Revolution. Vom Terminus der Wende hält er nicht viel. Das sei ein Begriff, den Egon Krenz verwandt habe, als er Honecker 1989 gestürzt hatte, erläutert Diepgen. Und eine Revolution sei es gewesen, die schließlich das gesamte Staatssystem hinwegfegte. Dass dies schließlich in die deutsche Wiedervereinigung münden würde, das sei anfangs noch gar nicht so klar gewesen, erklärte Diepgen. Ohnehin hätte der Westen die Wiedervereinigung in den achtziger Jahren gar nicht mehr auf dem Zettel gehabt. Es gab sogar starke Bestrebungen, das Grundgesetz zu ändern und diesen Passus herauszunehmen, erinnert der Berliner CDU-Politiker.

Er erzählt von persönlichen Begegnungen und illustriert so seine Thesen. Da war sein Gespräch mit Honecker und Mittag Anfang 1988, als bei der Demonstration zum Jahrestag der Ermordung von Karl-Liebknecht und Rosa-Luxemburg erstmals öffentlich Plakate mit dem Ruf nach Freiheit auftauchten. Diepgen erinnert sich, wie empört beide damals waren. „Wir lassen unseren Karl und unsere Rosa nicht missbrauchen“, zitiert Diepgen Honeckers Aussage von damals. „Das war starkes Selbstbewusstsein!“ Kein Gedanke daran, dass bereits 18 Monate später der Staat der DDR am Ende sein würde. „Nur die Spanier, die haben’s gewusst“, sagt Diepgen. Als der Berliner Senat damals habe das Erbbaurecht für das Gelände der spanischen Botschaft erwerben wollen, hätten die Spanier abgelehnt mit der Bemerkung, die brauchten sie, denn in Kürze werde es die deutsche Wiedervereinigung geben.

„Wir haben verdammtes Glück gehabt“, unterstreicht Diepgen und meint damit die Tatsache, dass die Sowjetunion damals kein Interesse mehr an der Stützung des westlichen Randes des Ostblocks hatte. „Gorbatschow hat eine Politik aufgegeben, die Russland mindestens seit Peter dem Großen betrieben hat - die Absicherung des Riesenreiches nach Westen.“ Und 20 Jahre danach? Diepgen hält die Ost-West-Diskussion für überholt. Man müsse langsam zu einer Nord-Süd-Diskussion übergehen. „Die Grenze von Jalta darf nicht länger im Mittelpunkt stehen“, unterstreicht der CDU-Politiker. Die Revolution von 1989 habe erhebliche Fortschritte bei Freiheit und Lebensqualität gebracht. Diepgen bricht eine Lanze für die Menschen im Osten. Jawohl, die DDR sei unbestritten ein Unrechtsstaat gewesen. Wer an der Grenze auf seine Bürger schießen lasse und wo der Justizminister bestimmen könne, wie Gerichtsurteile auszugehen hätten, verdiene keine andere Bewertung. „Aber man kann auch in einem Unrechtsstaat anständig leben.

Auch für die Bürger der DDR gab es schöne Stunden“, spricht er dem Publikum aus der Seele. Und er will gerade rücken, dass nicht IM’s an der Tragödie vieler Menschen schuldig gewesen seien, sondern das System Partei. „Die Schulen waren auf technischem und naturwissenschaftlichem Gebiet besser als im Westen. In der DDR wurde zu viel, im Westen zu wenig erzogen“, bringt Diepgen seine Ansicht auf den Punkt. Angesichts der hoch qualifizierten Fachkräfte in der DDR hätte man die Wirtschaft im Osten Deutschlands nach Ansicht des CDU-Politikers aufforsten sollen. „Man hätte den Osten nicht zum Niedriglohngebiet werden lassen sollen“, sagt Diepgen, und er hat noch ein paar mehr Thesen, die Menschen aus dem Osten gefallen. Etwa die Notwendigkeit der Angleichung der Renten, der Skandal, dass es nicht einen Ostclub mehr in der 1. Fußball-Bundesliga gäbe. „Ich erinnere mich, dass Helmut Kohl damals angesichts des Spielerausverkaufs der Westclubs aus dem Osten einige Trainer und Manager angerufen und ihnen gesagt hat, dass das nicht geht.“ Sie hätten letztlich nur die Schultern gezuckt, so Diepgen sinngemäß. Die Diskussion erstreckte sich über das fehlende gemeinsame Geschichtsbild, die Schwierigkeiten mit der nationalen Identität der Deutschen, die handwerklichen Fehler der deutschen Einheit, die Produktivität der Wirtschaft im Osten und vielem mehr - drei Stunden lang.

Bildunterschrift:
Eberhard Diepgen (CDU), früherer Regierender Bürgermeister von Berlin, hielt im Lichthof des Ludwigsluster Rathauses einen Vortrag über die deutsche Wiedervereinigung und was sie den Menschen gebracht hat. Die Konrad-Adenauer-Stiftung und der BVMW hatten den Politiker eingeladen. Foto: Uwe Köhnke, Schweriner Volkszeitung

Uwe Köhnke, Schweriner Volkszeitung
 
Aussender: Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V. (BVMW), Werner Röpert, Landesbeauftragter Mecklenburg-Vorpommern, Verantwortlicher für Westmecklenburg, die Hansestadt Wismar sowie  für die Landeshauptstadt; Gartenweg 44, 19057 Schwerin, Tel. 0385-4 77 343 2, Fax: 0385 -4 77 369 2, werner.roepert@bvmw.de , http://www.bvmw.de
 
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