Ursachen erwartet„Von der Exploration der Zwillingskohorte mit modernen genetischen Methoden erwarten wir uns einen entscheidenden Durchbruch im Verständnis der auslösenden Ursachen, sowohl was die Genetik angeht als auch was die Faktoren des Lebensstils betrifft“, sagt Prof. Dr. Stefan Schreiber, der wissenschaftliche Projektleiter an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel: „Trotzdem können wir nicht genügend Zwillinge für die Forschung zur Verfügung haben. Diese Experimente erfordern einen unglaublichen technologischen Aufwand aber leider auch sehr große Fallzahlen.“ „Wir wären froh, wenn es uns gelänge, noch möglichst viele weitere Zwillingspaare zu rekrutieren“, ergänzt Prof. Dr. Andreas Raedler, der klinische Projektleiter am Asklepios Westklinikum Hamburg.
In der Epidemiologie waren Zwillinge schon immer interessant: Das Experiment der Natur, in dem zweieiige Geschwisterkinder in derselben Gebärmutter entstehen oder eineiige Zwillinge weitgehend das gleiche Erbmaterial tragen, lässt eine Abschätzung des erblichen Anteils von Krankheiten zu.
Bei Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa legt die sogenannte Konkordanz von fast 56 Prozent (Morbus Crohn, eineiige Zwillinge) gegenüber vier Prozent (zweieiige Zwillinge) ein klares Zeugnis der genetischen Ursachen ab. Im Umkehrschluss zeigen die Daten aber auch, dass trotz genetisch (fast) gleicher Voraussetzungen in 44 Prozent der Fälle nicht beide Zwillinge die gleiche Krankheit entwickeln. Es muss also im Leben dieser Zwillinge klare Hinweise auf auslösende Umweltfaktoren geben.
Lebenslauf-Analysen von 200 Zwillingspaaren lieferten erste HinweiseDie Zwillingsforschung der Christian-Albrechts-Universität Kiel und des Asklepios Westklinikums Hamburg greift auf eine eindrucksvolle Kohorte von fast 200 ein- und zweieiigen Zwillingspaaren zurück, von den jeweils ein Zwilling an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung leidet.
In einem ersten Schritt wiesen Analysen der Lebensläufe der Zwillinge darauf hin, dass die individuelle Prägung, zum Beispiel durch Infektionskrankheiten, eine entscheidende Rolle als Krankheitsauslöser spielt. In weiteren Analysen fanden die Forscher Beweise für die besondere Rolle der Darmflora und der Genexpression in der Darmschleimhaut bei der Krankheitsentstehung.
Morbus CrohnDer Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die überall im Verdauungssystem auftreten kann, vom Mund bis zum After. Häufig sind mehrere Abschnitte des Verdauungssystems gleichzeitig befallen (segmentaler Befall). Die Ursache der nach dem amerikanischen Gastroenterologen Burrill B. Crohn benannten Erkrankung ist bislang ungeklärt. Erste Symptome sind meist Müdigkeit, Schmerzen im rechten Unterbauch und Durchfälle. Auch Fieber, Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen treten häufig auf. Bei jedem zweiten Patienten bleibt Morbus Crohn nicht auf das Verdauungssystem beschränkt sondern befällt Gelenke, die Haut oder auch das Auge.
Colitis UlcerosaIm Unterschied zum Morbus Crohn breitet sich die Colitis Ulcerosa kontinuierlich in der Schleimhaut von Mast- und Dickdarm aus. Typische Symptome sind immer wiederkehrende Durchfälle, Darmblutungen und Koliken. Häufig schreitet die Erkrankung schleichend voran, es gibt aber auch akute und schwerste Verläufe. Auch die Colitis ulcerosa kann unter anderem Gelenke, Haut und Augen in Mitleidenschaft ziehen – und auch ihre Ursache ist bis heute nicht restlos geklärt.
Beteiligte EinrichtungenAsklepios Westklinikum Hamburg:
http://www.asklepios.com/hamburgrissen Christian-Albrechts-Universität zu Kiel:
http://www.uni-kiel.de Aussender:Asklepios Kliniken
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