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Kein uneingeschränktes Vetorecht für Risikomanager |
Bankenkrise, ein Systemfehler? |
Vom Risiko, öffentliche Banken privatisieren zu wollen |
Redaktion: Roland Masche |
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16.04.2008 |
20.08.2008 |
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Schwerin/gc. Viele mittelständische Unternehmen sind gerade dabei, ihren Jahresabschluss 2007 bei den Banken einzureichen. Auch dieses Jahr wird es wieder Nachforderungen geben. Bitte noch das Kontenjournal und eine aktuelle Betriebswirtschaftliche Auswertung. Manch einer mag das aktuell mit einem Schmunzeln hinnehmen. Die Gralshüter eines kaufmännisch perfekt organisierten Unternehmens sind selbst ins Wanken geraten. Gerade die öffentlichen Banken scheint es in Deutschland besonders getroffen zu haben. Schon werden Stimmen laut, sie zu privatisieren. Diese wehren sich. Die internationalen Rating-Agenturen, der TÜV für Banken und deren Produkte, sind schuld, sagen die einen. Eure eigene Gier, behaupten die andern. Nun unterliegen insbesondere die deutschen Banken einer strengen Aufsicht, die ihnen ein Risikomanagementsystem, im Fachjargon MaRisk, vorschreibt. Nach diesem haben die Risikomanager, deren Position etwa der eines Controllers in einem mittelständischen Unternehmen entspricht, für alle nennenswerten Geschäfte ein uneingeschränktes Vetorecht. Ein Unternehmer mag sich vorstellen, sein Controller hätte das Sagen im Unternehmen. Schon werden Vorschläge, ... warum verkaufen wir immer noch teure Maschinen an Einzelkunden mit im Zweifel geringer Bonität, anstatt preiswerte Maschinenbausätze mit Qualitätszertifikat durchzuhandeln ..., realitätsnah. Das trifft insbesondere dann zu, wenn bei diesen auch noch die Marge besser ist. So beginnt der Weg, weg von den Kernkompetenzen des Unternehmens. Die gutbezahlten Mitarbeiter benötigt man auch nicht mehr in dem Umfang. Das Unternehmen wird renditestärker, aber auch unter Umständen kleiner und anfälliger. Ein idealer Übernahmekandidat für kapitalstarke Investoren. Darin liegt eine weitere Gefahr für unser Bankensystem. Zwar sind weltweit nach jüngsten Schätzungen 1 Billion Dollar von Banken verbrannt worden, was gegenseitigen feindlichen Übernahmen entgegenstehen dürfte, aber es gibt genug andere Fonds, die auf der Suche nach lohnenden Zielen sind. Wenn jetzt über das Kontrollsystem der Banken nachgedacht wird, sollte nicht nur über die Einbeziehung von Bankentöchtern und Rating-Agenturen gesprochen, sondern auch über die Rolle der so genannten Risikomanager nachgedacht werden. Die Privatisierung des öffentlichen Banksektors kann nicht im Interesse des Mittelstandes sein. Auch in einer kurzlebigen Zeit sollte man sich daran erinnern, dass es gerade die Sparkassen waren, die neben den Volksbanken während der letzten Kreditklemme bei den Privatbanken, dem Mittelstand zur Seite standen. Schon morgen kann es einen anderen Banksektor betreffen. Deshalb ist es so wichtig, Alternativen zu haben. Roland Masche, Schwerin Anmerkung der Redaktion:Der Autor ist Prokurist bei der Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern GmbH und bei der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern GmbH http://www.bbm-v.dehttp://www.mbmv.de |
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