Nairobi/gc. Angesichts der sich verschlimmernden Ernährungskrise in Somalia ruft die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen alle Konfliktparteien in Somalia, die Nachbarländer und die internationale Gemeinschaft dringend auf, die Hilfe in der Region signifikant zu verbessern und alle Hürden zu beseitigen, die derzeit eine Ausweitung unabhängiger Hilfe in Somalia verhindern.
Die aktuelle Krise betrifft vor allem das somalische Volk. Um den Hilfsbedarf der Bevölkerung abzuschätzen und die Nothilfe in dieser komplexen Umgebung auszuweiten, ist ein unabhängiger und sofortiger Zugang zur Bevölkerung in Somalia entscheidend.
Aufgrund der nur begrenzten Hilfe in Somalia erreichen jede Woche Tausende Somalier die Lager in Kenia und Äthiopien. Ärzte ohne Grenzen berichtet über extrem hohe Mangelernährungsraten unter den Neuankömmlingen. Jedes dritte Kind leidet unter akuter Mangelernährung.
Die Familien müssen aufgrund offiziell gesperrter Grenzen und administrativer Hürden an den Aufnahmestellen in den Lagern Verzögerungen in Kauf nehmen, bevor sie in den überlasteten und überfüllten Lagern wie Dadaab in Kenia oder Dolo Ado in Äthiopien um die begrenzt verfügbaren Hilfsgüter kämpfen müssen.
Ärzte ohne Grenzen behandelt mehr als 10.000 schwer mangelernährte Kinder in der Region.
„Jeder sollte Hilfe erhalten, sowohl innerhalb von Somalia als auch auf der Flucht“, erklärt Jean Clément Cabrol, Projektleiter von Ärzte ohne Grenzen. „Kenia und Äthiopien beherbergen die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge. Für die Länder muss die Eröffnung neuer Lager und die Verbesserung der Camps erste Priorität haben. Die internationale Gemeinschaft muss Verantwortung übernehmen, in den Lagern eine effiziente Registrierung ermöglichen, ausreichend Lebensmittelrationen sicherstellen und Obdach bieten. Bürokratische Hindernisse verursachen momentan Verzögerungen. Alle denkbaren Maßnahmen müssen ergriffen werden.“
Die somalische Bevölkerung ist von dem 20-jährigen bewaffneten Konflikt geschwächt. Aufgrund der Dürre kommen Ernteausfälle, dezimierte Viehbestände und hohe Nahrungsmittelpreise hinzu. Eingeschränkte Bewegungsfreiheit und Materiallieferungen von internationalen Organisationen begrenzen die Hilfe. „Die Kapazitäten unserer Ernährungszentren sind deutlich überschritten. Im Vergleich zum vergangenen Jahr haben wir in einigen Einrichtungen bis zu sieben Mal mehr Patienten“, sagt Arjan Hehenkamp, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Holland.
„Wir behandeln in Somalia zurzeit mehr als 3.000 mangelernährte Kinder: etwa 600, die jünger als fünf Jahre sind, befinden sich in stationären Intensiv-Ernährungszentren. Mehr als 2.500 werden in ambulanten Ernährungszentren versorgt. Wir benötigen dringend mehr Ressourcen, um all den Neuankömmlingen zu helfen und unsere Hilfe in allen betroffenen Regionen auszuweiten.“
„Die Kämpfe in Somalia, Restriktionen hinsichtlich Versorgungsflügen und internationalen Mitarbeitern sowie administrative Hindernisse haben zu dieser Notsituation für die somalische Bevölkerung beigetragen“, sagt Unni Karunakara, internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen. „Entscheidend ist, Restriktionen und Behinderungen der humanitären Hilfe aufzuheben.“
Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1991 in Somalia in acht Regionen im Süden. Mehr als 1.400 somalische Mitarbeiter und etwa 100 Mitarbeiter in Nairobi leisten medizinische Basisversorgung, behandeln Mangelernährung, führen Operationen durch und verteilen Hilfsgüter und Trinkwasser. Ärzte ohne Grenzen akzeptiert für die Hilfsprojekte in Somalia keinerlei Regierungsgelder.
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