Boizenburg/gc. Nach nunmehr sieben Jahren ertönte am 19. September erstmals in Boizenburg wieder das Kommando: „Achtung! Stopper los!“, lief zwar kein richtiges Schiff, aber immerhin eine 830 Tonnen schwere Arbeitsplattform für Krane vom Stapel. Der hochseetaugliche Arbeitsponton ist am 20. Juni in Boizenburg auf Kiel gelegt worden. Er ist 60 m lang, 18 m breit und vier m hoch und wird nach seiner Komplettierung mit Technik und Zubehör sowie dem Aufsetzen des 300 t schweren Kranes in Bremerhaven ein Gesamtgewicht von 1 600 Tonnen haben. Die „Brenn- und Verformtechnik Bremen GmbH“ (BVT), Betriebsstätte Boizenburg, fertigte den Ponton für die Hamburger Firma Möbius. Die Baukosten, einschließlich Kran, betragen laut Auftraggeber rund 15 Millionen Euro. Der erste Stapellauf nach siebenjähriger Pause war für die Elbestädter schon etwas Besonderes. Er setzte ein untrügliches Hoffnungszeichen dafür, dass der Schiffbaustandort Boizenburg auch weiter erhalten bleibt. Ursprünglich sollte der Arbeitsponton am 29. August in den Elbestädter Hafenkanal gleiten, doch - der niedrige Pegelstand führte zu einem rund dreiwöchigen Zeitverzug. Um so mehr jubelten über 200 Boizenburger auf der gegenüberliegenden Deichseite, als der Koloss ohne große Komplikationen, eine hohe Welle vor sich herschiebend, in das Wasser rauschte. In der Boizenburger BVT-Betriebsstätte arbeiten derzeit etwa 40 Schiffbauer und Schweißer. „Die Auftragsbücher sind bis Februar 2009 voll, betont Heinrich Rönner, Vorsitzender der Rönner-Firmengruppe aus Bremerhaven auf Anfrage. Der nächste Stapellauf sei schon in Sicht. Anfang November soll ein halbes Fahrgastschiff zu Wasser gelassen werden. Die andere Hälfte werde in Rostock gefertigt. Die ehemalige Elbewerft ist im Dezember 1998 geschlossen worden. Die Heinrich-Rönner-Firmengruppe belebte die über 200-jährige Schiffbautradition mit Übernahme der ehemaligen Kernwerft (große Schiffbauhalle und Helling) am 1. Juli 2007 neu. Inzwischen wurden für einen siebenstelligen Betrag der alte Hellingkran instandgesetzt und die Stapellaufanlage reaktiviert und modernisiert. So ertönten keine Hammerschläge mehr nach dem Kommando „Achtung! Stopper los!“ Früher mussten eine große Gruppe von Schiffbauer die Stopper der Ablaufschlitten von Hand herausschlagen. Das geschieht jetzt per Computersteuerung, wenn auch mit leichter Zeitverzögerung. |