Berlin/gc/rog. Der Kubaner Ricardo Gonzáles Alfonso ist von Reporter ohne Grenzen (ROG) als „Journalist des Jahres 2008 ausgezeichnet worden. Heute, 4. Dezember 2008, hat der seit März 2003 inhaftierte Journalist den ROG-Menschenrechtspreis erhalten. Ricardo Gonzáles Alfonso hat eine der ersten unabhängigen Zeitungen Kubas, „De Cuba“, gegründet und sich für demokratische Veränderungen eingesetzt. „In einem Staat, in dem Nachrichten und Informationen immer noch ein staatliches Monopol sind, beweist Ricardo Gonzáles Alfonso außergewöhnlichen Mut. Trotz erheblicher persönlicher Risiken hat er, als einer der ganz wenigen, sein Recht auf Meinungsfreiheit eingefordert und verdrängte Themen wie Rassismus in der kubanischen Gesellschaft aufgegriffen“, sagt Michael Rediske, ROG-Vorstandssprecher und Mitglied der international besetzten Jury. Gonzáles, der auch für ROG über die Lage der Pressefreiheit in seiner Heimat berichtete, wurde am 18. März 2003 zusammen mit 26 anderen Journalisten festgenommen. Er wurde beschuldigt, „die Unabhängigkeit und Integrität Kubas zu untergraben“ und zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. „Sie haben mich zusammen mit meinem Optimismus eingesperrt“, sagte Gonzáles. Der Gesundheitszustand des 58-Jährigen ist durch die schlechten Haftbedingungen sehr kritisch. Derzeit sind auf Kuba mehr als 20 Journalisten und Internetdissidenten inhaftiert. Bei der Preisverleihung, 4. Dezember 2008, in Paris wurden in der Kategorie „Internetdissident/in“ ausnahmsweise zwei Blogger, Zarganar und Nay Phone Latt aus Birma, ausgezeichnet. Zarganar erhielt vor wenigen Tagen eine Gefängnisstrafe von insgesamt 59 Jahren. Zunächst hatte am 21. November ein Sondergerichtshof im Gefängnis von Insein, in der Nähe der Stadt Rangun im Süden des Landes, den Menschenrechtsaktivisten zu 45 Jahren Haft verurteilt. Am 27. November 2008 hat das Gericht in einer weiteren Entscheidung, 14 Jahre zu der Strafe hinzugefügt. Der in seiner Heimat auch als Komiker bekannte Zarganar hat in seinem Blog unter anderem über das schlechte Hilfsmanagement der birmanischen Regierung nach dem Zyklon Nargis im Frühjahr 2008 berichtet. Nay Phone Latt wurde am 10. November 2008, ebenfalls von einem Sondergerichtshof im Gefängis von Insein, zu 20 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Der 28-jährige Betreiber mehrerer Internetcafés hat in seinem Blog die schwierigen Lebensbedingungen unter der Militärjunta beschrieben. Der Preis in der Kategorie „Medium“ ging an das nordkoreanische „Radio Free NK“. Die unabhängige Radiostation gilt als „Staatsfeind“ des Regimes unter Kim Jong-il in der Demokratischen Volksrepublik Korea. Das in Südkorea ansässige „Radio Free NK“ berichtet mit der Hilfe von verdeckt arbeitenden Korrespondenten in Nordkorea über Ereignisse und Themen, die aufgrund der repressiven Pressegesetze seit mehreren Jahrzehnten nicht an die Öffentlichkeit gelangt sind. Bereits mehrmals hat die nordkoreanische Regierung damit gedroht, den Dialog mit Südkorea abzubrechen, sollte „Radio Free NK“ nicht verboten werden. Der ROG-Menschenrechtspreis wurde in diesem Jahr zum 17. Mal verliehen. Mit der Auszeichnung werden in drei Kategorien jeweils ein/e Journalist/in, ein/e Internetdissident/in sowie ein Medium für ihren besonderen Einsatz für Pressefreiheit und Menschenrechte gewürdigt. Die Preise sind mit je 2.500 Euro dotiert. In der international besetzten Jury war aus Deutschland neben ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske die Journalistin Sabine Christiansen vertreten.
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