Berlin/gc/rog. Zum Internationalen Frauentag am 8. März würdigt Reporter ohne Grenzen (ROG) den großen Mut vieler Journalistinnen und Internetdissidentinnen: Viele von ihnen riskieren ihr Leben oder setzen sich Repressionen aus, um unabhängig zu berichten. ROG fordert einen besseren Schutz dieser Frauen. »In vielen Ländern setzen Journalistinnen immer noch ihr Leben aufs Spiel, wenn sie investigativ recherchieren, Kritik an Behörden, Beamten und Politikern üben oder über Tabuthemen wie die Stellung der Frau im Islam berichten. Oft besteht für diese Frauen kein ausreichender Schutz durch Behörden und Polizei - selbst wenn sie, wie beispielsweise die pakistanische Journalistin Meera Jamal, mehrere Todesdrohungen erhalten haben«, sagt Elke Schäfter, ROG-Geschäftsführerin. Jamal entschied sich zur Flucht und fand Schutz in Deutschland. Auch die inguschetische Journalistin Rosa Malsagowa konnte sich im vergangenen Jahr nach Drohungen aus der russischen Kaukasusrepublik ins Ausland retten. Malsagowa war Chefredakteurin der Internetseite http://www.ingushetia.ru des ermordeten Oppositionspolitikers Magomad Jewlojew. Für andere Frauen gibt es keine Zufluchtsmöglichkeiten: Einige von ihnen geben letztendlich ihren Beruf auf oder versuchen über Selbstzensur, Drohungen zu entgehen. Ein Beispiel ist Afghanistan: Gerade in der westlichen Provinz Herat gab es im vergangenen Jahr vermehrt Angriffe gegen TV-Journalistinnen, um sie so zu zwingen, ihre Arbeit niederzulegen. Oft stecken die Taliban hinter den Drohungen, aber auch Warlords und lokale Politiker schüren ein frauenfeindliches Klima. Vielerorts führen die Behörden nach den Angriffen keine ausreichenden Ermittlungen durch und die Täter entkommen straffrei: Russland, Nepal und Mexiko sind nur einige Länder, in denen ein Klima der Straflosigkeit herrscht. In Pakistan etwa, wo Frauen in den Medien ohnehin stark unterrepräsentiert sind, hüten sich viele Journalistinnen, Fragen zur Stellung der Frau aufzugreifen. Zu groß ist die Angst vor gesellschaftlicher Ächtung und vor Übergriffen durch religiöse Fundamentalisten. »Nur wenige Frauen schreiben über Frauenrechte und noch weniger wagen, sich zur Unterdrückung der Frauen im Namen des Islams zu äußern. Die meisten bevorzugen, gesellschaftliche Stereotypen aufrechtzuerhalten, um dem Druck durch Familie und Gesellschaft zu entgehen«, sagt die Journalistin Meera Jamal. In einer Reihe von Staaten werden Journalistinnen und Bloggerinnen schikaniert, gedemütigt und bedroht, weil sie gegen frauenfeindliche Praktiken und Gesetze protestieren oder einfach nur über Alltagsprobleme von Frauen schreiben. Auf perfide Weise erlebte das vor kurzem die sierra-leonische Journalistin Manja Balama-Samba: Im vergangenen Monat wurde sie von Sympathisanten einer Pro-Beschneidungsgruppe bedroht und gedemütigt, weil sie sich öffentlich gegen weibliche Genitalverstümmelung ausgesprochen hatte. Im Iran müssen Cyberfeministinnen Gängelungen und Repression durch die Behörden aushalten: Regelmäßig werden Bloggerinnen festgenommen - mehrmals traf es die Internetdissidentin Shahnaz Gholami. Gholami gehört zu der Gruppe von iranischen Journalistinnen, die im Jahr 2005 eine Petition zur Abschaffung frauenfeindlicher Gesetze gestartet hat. Die Kampagne ist mittlerweile zu einer Massenbewegung geworden, die vor kurzem mit dem renommierten »Prix Simone de Beauvoir pour la liberté des femmes 2009« ausgezeichnet wurde. Aus bisher ungeklärten Gründen wurde im Iran darüber hinaus vor kurzem die US-amerikanische-iranische Journalistin Roxana Saberi festgenommen. Auch in Simbabwe müssen Journalistinnen in diesen Tagen viel Mut beweisen, wenn sie kritisch berichten möchten: Das hat zuletzt die Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Jestina Mukoko erfahren: Wegen eines angeblichen terroristischen Komplotts gegen Präsident Robert Mugabe wurde sie im Dezember 2008 festgenommen. Nach Isolationshaft und Folter folgte vor wenigen Tagen ihre Freilassung. Aussender: Reporter ohne Grenzen http://www.reporter-ohne-grenzen.de
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