Hamburg/gc/pm. Steigendes Hochwasser an der Elbe, intensivere Schädlingsplagen in der Landwirtschaft und vermehrt vollgelaufene Keller durch Starkregenfälle sind mögliche Szenarien, die zeitnah in Norddeutschland auftreten könnten. Das Projekt KLIMZUG-NORD soll bis zum Jahr 2014 Lösungsansätze finden, mit denen künftig Folgen des Klimawandels in der Metropolregion Hamburg begegnet werden kann.
Ole von Beust, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg: »Das Projekt steht als Forschungsvorhaben schon in unserem ersten Klimaschutzkonzept, außerdem wird es einen direkten Einfluss auf die Hamburger Strategie zur Anpassung an den Klimawandel haben. Klimaschutz allein reicht nicht mehr, wir brauchen auch Anpassung. Deswegen nimmt Hamburg an diesem großen Forschungs-Verbundvorhaben teil.«
Manfred Nahrstedt, Landrat des Landkreises Lüneburg: »Nur gemeinsam mit allen Partnern in der Metropolregion Hamburg können wir eine nachhaltige Klimapolitik durchsetzen. Deswegen freut es mich sehr, dass sich alle Kreise der Metropolregion sowie zahlreiche Akteure aus Bereichen wie Wirtschaft und Wissenschaft zusammengetan haben, um sich gemeinsam den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen. Wir haben schließlich eine Verpflichtung gegenüber künftigen Generationen. KLIMZUG-NORD ist gleichzeitig eine Chance, unseren Kindern und Kindeskindern mehr Sicherheit in vielen Lebensbereichen zu schaffen. Bei allen Maßnahmen und Projekten zum Klimaschutz ist es wichtig, dass unsere Bürgerinnen und Bürger, Wissenschaft sowie die Wirtschaft mit einbezogen werden. Daher freut es mich, dass KLIMZUG-NORD kein starres Projekt ist und das bestehende Netzwerk immer weiter ausgebaut werden kann.«
Die Projektpartner von KLIMZUG-NORD werden Auswirkungen des Klimawandels auf Städte, ländliche Räume und das Ästuar der Elbe in der Metropolregion Hamburg erforschen. Über die Auswertung von Klimadaten, Planungen für Naturschutz, öffentliche Regelungen und wirtschaftliche Modelle sollen vielfältige Maßnahmen zur Anpassung vorschlagen werden. Ziel ist es, ein abgestimmtes Handlungskonzept für die Metropolregion zu entwickeln und einen bis 2050 reichenden Masterplan zu erstellen.
KLIMZUG-NORD Gesamtkoordinator Dr. Helmut Thamer, TuTech Innovation GmbH: »Mit KLIMZUG-NORD ist es uns gelungen ein hochkarätiges Forschungs- und Entwicklungsvorhaben nach Norddeutschland zu holen. Damit besteht die große Chance, das bestehende Netzwerk von renommierten Einrichtungen der angewandten Klimaforschung nachhaltig auszubauen. Von den Ergebnissen sollen besonders die Bewohner der Metropolregion Hamburg profitieren.«
An KLIMZUG-NORD sind 6 Hochschulen, 6 Forschungsreinrichtungen, 11 Behörden und behördennahe Einrichtungen und 10 Unternehmen direkt beteiligt. Hinzu kommen zahlreiche weitere assoziierte Partner. Unterstützt wird das Projekt von allen 8 niedersächsischen Landkreisen und 6 schleswig-holsteinischen Kreisen der Metropolregion.
Das fünf Jahre laufende Projekt KLIMZUG-NORD hat ein Gesamtvolumen von zirka 25 Millionen Euro. Es wird maßgeblich durch den Bund mit rund 15 Millionen Euro gefördert. Die beteiligten Einrichtungen bringen erhebliche Eigenmittel auf. Weitere zirka 1,2 Mio. Euro werden von der Freien und Hansestadt Hamburg beigesteuert. Auch die Metropolregion Hamburg trägt durch Mittel aus den Förderfonds und durch gemeinsame Pressearbeit zum Gelingen des Verbundprojekts bei.
Das Leitprojekt der Metropolregion Hamburg soll den Dialog zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, Behörden und Interessenverbänden fördern, Arbeitsplätze schaffen und den Austausch mit der Bevölkerung suchen. KLIMZUG-NORD spricht rund 4 Millionen Einwohner der Metropolregion an, die für den Umgang mit den Klimafolgen sensibilisiert werden.
Der Schwerpunkt von KLIMZUG-NORD liegt auf der Entwicklung von Techniken und Methoden zur Minderung der Klimafolgen und der Anpassung von Gesellschaft und Ökonomie an die erhöhten Risiken durch den Klimawandel.
Der Klimawandel verstärkt künftig die schon bestehenden Spannungsfelder zwischen der wachsenden Metropole Hamburg und der sie umgebenden ländlichen Region sowie zwischen den Anforderungen einer dynamischen Wirtschaftsregion und den Erfordernissen des Naturschutzes. Entscheidend für das Gelingen der Anpassung an den Klimawandel ist die Einbindung aller wichtigen Handlungs- und Entscheidungsträger der Region in eine gemeinsame Anpassungsstrategie (integrativer Ansatz).
Das Projekt verfolgt eine Verbindung von naturwissenschaftlichem, ökonomischem und technologischem Fachwissen. Politische, administrative, wissenschaftliche und privatwirtschaftliche Akteure schließen sich zu einem Klimaverbund zusammen, um den Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik mit dem Ziel zu verstärken, gemeinsam die Folgen des Klimawandels und konkrete Schwerpunkte des Handelns für die Metropolregion bis zum Zeithorizont 2050 aufzuzeigen.
Das KLIMZUG-NORD Netzwerk stellt sich folgende Aufgaben:
Entwicklung beziehungsweise Weiterentwicklung von Techniken, Methoden und Planungsverfahren zur Abwehr und Minderung von Klimafolgen.
Entwicklung von Strategien und Konzepten, mit denen diese Methoden in die regionalen Planungs- und Entwicklungsprozesse eingebunden werden können.
Darstellung der Kosten, der Wirksamkeit und der Effizienz dieser Strategien und von Konzepten für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft.
Durch den intensiveren Dialog mit Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit soll die Bereitschaft zur Anwendung der Techniken und Planungsmethoden gefördert werden.
Erstellung des Masterplans Klimafolgen-Management in der Metropolregion Hamburg für den Zeithorizont 2050.
KLIMZUG-NORD hat dafür drei Bereiche identifiziert, in denen die Metropolregion durch den Klimawandel in besonderem Maße betroffen sein wird und für die vordringlich Anpassungsstrategien entwickelt werden müssen. Diese Themenfelder sind in vielfältiger Weise miteinander vernetzt. Um dieser Abhängigkeit Rechnung zu tragen, werden in fünf Querschnittsaufgaben übergreifende Fragestellungen behandelt.
T1 - Ästuarmanagement Untersuchungsraum dieses Themenfelds ist die gesamte Tideelbe von der Nordsee bis zum Wehr in Geesthacht – das Elbeästuar.
Höhere Wasserstände, stärkere Sturmfluten und ein höherer Tidenhub gefährden die Elbmarschen und die niedrig liegenden Gebiete der Metropolregion als Siedlungs- bzw. landwirtschaftliches Nutzungsgebiet. Die Verschlickung und Versandung von Nebenflüssen der Elbe, Hafenzufahrten und Häfen ist bereits heute ein großes Problem, das sich durch den Klimawandel noch verstärken dürfte.
T2 - Integrierte Stadt- und Raumplanung Die Kooperation zwischen den drei Bundesländern Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein und den 14 Landkreisen ist europaweit einzigartig. Als größte norddeutsche und bedeutende europäische Region muss die Metropolregion Hamburg mit ihrer wirtschaftlichen Entwicklung mehr denn je den klimatischen Veränderungen und deren Einfluss auf die bedeutende und in Norddeutschland typische Wirtschaftsstruktur Rechnung tragen.
Im Mittelpunkt dieses Themenfeldes steht daher die Frage, welche neuen Anforderungen aufgrund der Folgen des Klimawandels bei der zukünftigen Stadt- und Raumentwicklung der Metropolregion berücksichtigt werden müssen und welche Maßnahmen der Anpassung und Qualifizierung erforderlich sind, um die Lebensqualität in den Siedlungsräumen der Region zu sichern.
T3 - Zukunftsfähige Kulturlandschaften Die Metropolregion Hamburg weist eine außerordentliche Vielfalt landschaftlicher Strukturen auf, von historischen Kulturlandschaften im aktuellen Funktionswandel (subatlantische Heiden, Feuchtgrünlandregionen) bis hin zu modernen leistungsfähigen Agrarlandschaften. Für die KLIMZUG-NORD Region sind Anpassungsstrategien, Szenarien, Techniken, Methoden und Planungsverfahren zu entwickeln, um diesen Raum unter sich ändernden Klimabedingungen als Kulturlandschaft zu schützen, zu pflegen und als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum dauerhaft umweltgerecht weiterzuentwickeln. Hierzu werden drei, diese Region besonders prägende Kulturräume näher betrachtet: das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue, die Heideregion in Nordostniedersachsen und das Alte Land.
QUERSCHNITTSAUFGABEN:
Q1 - Klimawandel Die Querschnittsaufgabe „Klimawandel“ wird für sämtliche KLIMZUG-NORD Teilprojekte in allen Themenfeldern Informationen und Daten zur möglichen Veränderung verschiedener Klimaparameter aufbereiten und bereitstellen sowie sie bei deren Verwendung beraten. Außerdem wird innerhalb von KLIMZUG-NORD eng mit den Querschnittsaufgaben „Kommunikation und Bildung“ sowie „Governance“ zusammengearbeitet werden. Neben der Bereitstellung und Bewertung von Klimadaten als zentrale Aufgabe werden die Wirkungen der in den Teilprojekten entwickelten Anpassungsmaßnahmen auf das regionale bzw. lokale Klima analysiert.
Q2 - Naturschutz Der Naturschutz wurde in den letzten Jahrzehnten oft als ein Hemmnis schneller (ökonomischer) Entwicklungen aufgefasst. Unter den sich ändernden Klimabedingungen soll der Bereich Naturschutz darauf überprüft werden, inwiefern Planungsabläufe beschleunigt werden können, um notwendige Anpassungen zum Klimawandel in der Metropolregion Hamburg rechtzeitig für Mensch und Natur umsetzen zu können.
Alle in den Themenfeldern zu entwickelnden Anpassungsstrategien an den Klimawandel werden auf ihre naturschutzfachlichen Konsequenzen hin untersucht.
Q3 - Ökonomie Diese Querschnittsaufgabe zielt darauf, Kosten-Nutzen-Analysen durchzuführen, um die Effizienz von alternativen Maßnahmen und Vorgehensweisen zur Anpassung an den Klimawandel beurteilen zu können.
Die Kostenseite umfasst alle monetär bewertbaren Aspekte von klimapolitisch motivierten Instrumenten und Maßnahmen, die im Rahmen des Projekts KLIMZUG-NORD untersucht werden sowie die negativen Einflüsse der klimatischen Konsequenzen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Region. Der Nutzen besteht in der Vermeidung von Schäden, die durch Klimaveränderungen und deren Folgen hervorgerufen werden könnten sowie in positiven Einflüssen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Region.
Q4 - Governance Der Erfolg von KLIMZUG-NORD steht und fällt mit der Frage, ob es gelingt, alle Stakeholder, d.h. die Partner des Projekts sowie die assoziierten Partner aus den Landkreisen und Kommunen zu integrieren. Innerhalb des Projekts soll damit ein Raum geschaffen werden, in dem sich die Projektpartner und die themenrelevanten Stakeholder austauschen und konstruktiv auseinandersetzen können, um so gemeinsam Regelungsformen für Anpassungsstrategien und -maßnahmen an den Klimawandel zu finden. Ziel des Projekts KLIMZUG-NORD ist die Erstellung eines Masterplans für das Klimafolgenmanagement in der Metropolregion Hamburg. Die Koordination dieser Aufgabe ist in der Querschnittsaufgabe „Governance“ angesiedelt.
Q5 - Kommunikation und Bildung Informationen zu den regionalen Auswirkungen des Klimawandels und den erforderlichen Anpassungsstrategien müssen direkt und ohne Umwege von den Projekt-Akteuren genutzt und entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden können. Zudem muss die allgemeine Öffentlichkeit darüber informiert werden, welche Szenarien der Klimawandel für die Metropolregion Hamburg aus den Projekt-Ergebnissen entwickeln kann. Insbesondere aus diesen Szenarien ergeben sich die Anpassungsstrategien, die für die Metropolregion maßgeblich sein werden und Empfehlungen, was jede und jeder Einzelne zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels tun kann.
Auch Bildungsmaßnahmen sind wichtig, um die Menschen nicht nur zu informieren, sondern die regionalen Folgen des Klimawandels und die Anpassung daran in ihr Alltagshandeln zu integrieren. Andernfalls besteht die Gefahr, dass trotz einer Fülle innovativer Erkenntnisse die gewonnenen Forschungsergebnisse nur einen sehr kleinen Teil der potenziellen Interessenten erreichen und wichtige Zielgruppen und Akteure nicht effektiv angesprochen werden.
Mehr Informationen: http://www.klimzug-nord.de
Rückfragen: TuTech Innovation GmbH Arne von Maydell Leitung Unternehmenskommunikation Harburger Schlossstraße 6 -12 21079 Hamburg Telefon: 040-766 29 6116 Fax: 040-766 29 6119 vonmaydell@tutech.de
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