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Deutschland Internet Bericht
Graswurzel-Enzyklopädisten unter Aufsicht
Verlorene Unschuld
Wikipedia verschärft Artikel-Kontrollen
Redaktion: Gunnar Sohn
Eingestellt am  27.08.2009 Aktualitätsende 05.09.2009
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Nürnberg/gc/www.ne-na.de. Die englischsprachige Version der Online-Enzyklopädie Wikipedia führt nach einem Bericht der Nachrichtenagentur pressetext redaktionelle Kontrollen ein – so genannte „Flagged Revisions. In Zukunft sollen Artikel zu lebenden Personen für die Nutzer nur noch eingeschränkt editierbar sein.

Wie offizielle Vertreter der Wikimedia Foundation in San Francisco verlauten ließen, werden die Beiträge bzw. Änderungen in diesem Bereich künftig zunächst von erfahrenen freiwilligen Redakteuren gegengelesen, bevor sie endgültig online gehen.

Der Schritt erfolgt angesichts dessen, dass Teile der Wikipedia-Führung aufgrund der wachsenden Bedeutung der Online-Enzyklopädie danach trachten, der Seite noch mehr Seriosität zu verleihen und zuverlässige Informationen zu liefern.

In der deutschsprachigen Version sind solche Vorab-Sichtungen bereits Realität: „Schon seit längerem werden auf der deutschen Seite alle Änderungen an Beiträgen zunächst von Wikipedianern geprüft, bevor sie für die Allgemeinheit sichtbar werden, so Kolja Kreß von Wikimedia Deutschland auf Nachfrage von pressetext.

Eine spezielle Diskussion um Personen-Artikel gebe es jedoch nicht. „Wir haben auch keine festgelegten Standards, so Kreß weiter. Allerdings komme es in Einzelfällen immer wieder vor, dass bei Artikeln über lebende Personen Details geändert oder einzelne Informationen herausgenommen würden.

„Wenn jemand beispielsweise die Namen seiner Kinder nicht öffentlich verbreiten will, dann wird so etwas herausgenommen. Anders ist es aber mit kritischen Informationen, diese bleiben natürlich in den Artikeln, auch wenn sich jemand darüber beschwert, erläutert Kreß.

Die Begründung der Wikipedia-Verantwortlichen für den Paradigmenwechsel ist nach Auffassung des Kommunikationsexperten Bernhard Steimel, Sprecher der Nürnberger Voice Days plus unzureichend.

„Von einer Weisheit der Vielen kann nun nicht mehr gesprochen werden. Wikipedia verabschiedet sich von den Prinzipien der sozialen Netzwerke. Von den sympathischen libertären Wurzeln der Web-Enzyklopädie bleibt nicht mehr viel übrig“, kritisiert Steimel.

Wer gegen Expertokratie und institutionelle Machtstrukturen ankämpfe, könne nicht selbst eine Politik des „closed shop“. Etiketten wie Schwarmintelligenz oder Graswurzeldemokratie würden die wahren Strukturen des Netzwerkes verfälschen.

Zu einem ähnlichen Befund kommt der Soziologe Christian Stegbauer in seiner Abhandlung „Wikipedia – Das Rätsel der Kooperation“. Von einem freien Zugang könne keine Rede mehr sein. Schon jetzt habe eine kleine Gruppe besonders motivierter und leistungsstarker Mitarbeiter die Führung übernommen. Sie trägt nicht nur die Hauptlast der Lexikoneinträge, sondern bestimmt auch den Kurs des Lexikons – mit der Tendenz, sich nach unten und gegenüber Neuankömmlingen abzuschließen.

Wer in die Zirkel eindringen wolle, habe mit Widerstand zu rechnen. „Von der ‚Goldgrube für freies Wissen’ bleiben die Probleme mit ‚schwierigen Personen’, die dem Projekt nur schaden und daher auch nicht mehr willkommen sind. Dies widerspricht der deklarierten Freiheitsideologie von Wikipedia ‚jeder kann teilnehmen“, so Stegbauer.

Statt „ermündende Diskussionen“ mit kritischen Geistern zu führen, entscheide wohl eine Oligarchie-Clique, was reinkommen dürfe oder nicht, bemängelt Steimel: „Mit dieser Geisteshaltung hätte ein politischer Querkopf wie Joschka Fischer im Bundestag nie Karriere machen können. Demokratische Meinungsbildungsprozesse sind nun mal anstrengend und sollten nicht von einer höchst aktiven Minderheit wegrasiert werden“. Aus einem offenen Netzwerk werde eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, resümiert pressetext.

Ihre Meinung interessiert uns! Kommentare unter: http://www.ne-na.de/die-verlorene-unschuld-der-graswurzel-enzyklop-disten-wikipedia-versch-rft-artikel-kontrollen-oligarchie-system-statt-soziales-netzwerk/0086

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