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Deutschland Gesellschaft Bericht
Felixberger und die Abdankung der antiquierten Eliten
Deutschlands nächste Jahre
Von der Peripherie her machen sich verwegene Gesellen auf
Redaktion: Gunnar Sohn
Eingestellt am  15.10.2009 Aktualitätsende 24.10.2009
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Bonn/gc/www.ne-na.de.  „Jede Ideologie scheitert am Ende mit ihrer Vision“, schreibt Peter Felixberger in seinem neuen Buch „Deutschlands nächste Jahre“, erschienen im Murmann-Verlag.

Das gilt nach seiner Auffassung sowohl für „neoliberale Kapitalisten“ als auch für Apologeten, die von einer sozialökologischen Weltgesellschaft träumen. „Wir sollten endlich aufhören, die Welt immer in Richtung eines Paradieses verändern zu wollen. In eine Welt ohne Mangel und Makel. Nehmen wir nur die beiden schlimmsten Weltverbesserer diesen Typs. Erstens die Öko-Apokalyptiker. Sie reden mit erhobenem Zeigefinger über Klimakatastrophe, Umweltzerstörung und der Vernichtung natürlicher Lebensgrundlagen. Eine Rettung ist für sie nur in Sicht, wenn wir uns ihrem Diktum unterwerfen. Zweitens die superliberalen Kapitalisten. Wenn sie über Zukunft reden, reden sie mit Verachtung über Sozialismus, Gerechtigkeitsillusionen und Unfreiheit. Auch sie wähnen sich im Besitz ewiger Wahrheit und retten die Welt permanent in irgendwelche diesseitige Paradiese“, so Felixberger im Interview mit NeueNachricht.

Jede Ideologie scheitere am Ende an dieser Hybris. Für den Gründer und ehemaligen Chefredakteur des Onlinemagazins Change X zählen Zurückhaltung und Demut: „Eine Welt ohne Mangel und Makel ist und bleibt eine Illusion. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als unser Glück und Unglück jeden Tag aufs Neue zu managen. Dafür brauchen wir im besten Sinne ein Nachdenken darüber, wie wir uns auf die unterschiedlichen Zukünfte vorbereiten können. Es geht langfristig um Werte und Leitbilder, Wohlstand und Lebensqualität, um Bildung, Arbeit und Qualifikation. Mehr als um die Zündlerthemen in der tagesaktuellen Öffentlichkeit“, sagt Felixberger.

Kritisch sieht der Publizist das Sicherheitsbedürfnis der Deutschen, alles Regeln zu wollen und sich ängstlich ins Schneckenhaus des Spießbürgers zurückzuziehen. „Die meisten Menschen sind nicht veränderungsbereit. Vor allem die 40- bis 60-Jährigen. Sie wollen überwiegend, dass alles so bleibt, wie es ist. Im Klartext, ihren Wohlstand und ihre Lebensqualität sichern. Das Motto: Wir retten uns bis zur Rente, um dann Ruhe vor dem turbulenten Leben zu haben. Kein Wunder, dass der Staat sie auf diesem Weg beschützen soll. Die Jüngeren haben aber längst begriffen, dass ihr Leben riskant, bunt schillernd, unscharf und ständigen Veränderungen unterworfen ist. Das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen ist das Mantra dieser Generation. Sie haben wenig Erwartungen an die Politik, warten aber nicht mehr länger, dass etwas passiert“, erklärt Felixberger. Bei den Jüngeren sieht er einen mentalen Wandel, um die antiquierten Eliten aus den guten alten Tagen des Industriekapitalismus in Rente zu schicken:

„Die beiden amerikanische Zukunftsforscher Ryan Mathews und Watts Wacker haben hierzu wegweisende Forschungen vorgelegt. Ihre These: Die Abweichler und Spinner sind in Zukunft die Motoren erfolgreicher Unternehmen. Sie machen sich den schnellen Wandel und die Auflösung alter Kontexte zunutze. Die ungezähmten Ideen an der Peripherie sind der Rohstoff, aus dem morgen glänzende Markterfolge erwachsen. Sie bestimmen, wie der Mainstream aussieht. Egal, wie abwegig sie sind. Von der Peripherie her machen sich verwegene Gesellen auf, um den Palast der Alten zu erobern“.

Der Einzelne habe heute viel versprechende Möglichkeiten, in losen Netzwerken Gleichgestellter und Gleichgesinnter (‚Peers') zu kooperieren und Waren und Dienstleistungen kontinuierlich und in konkret fassbarer Form herzustellen. „Das nennt man heutzutage Wikinomics, die neue kooperative Weltökonomie auf Basis globaler Netze und Technologien. Statt ‚Jeder gegen jeden’ heißt es jetzt ‚Jeder mit jedem’! Und ihre Losung lautet: Allein bist du wenig, nur gemeinsam mit anderen bist du stark und kreativ. Das hat auch Folgen für die Führungskräfte. Denn Wikinomics entzaubert den Mythos des Genies in der Chefetage oder des Kapitäns auf der Kommandobrücke eines Unternehmens. Weg also mit den antiquierten Eliten, lasst die Paten abdanken!  Auch wenn's turbulent wird. Besser herrscht transparente Unübersichtlichkeit als jene vornehme Verschwiegenheit der diskreten Gesellschaft“, meint Felixberger im Gespräch mit NeueNachricht.

Zugelassen zum ausgelassenen Wikinomics-Spiel seien alle, von den Subkulturen bis zum Industriekapitän. Das müsse man im Big Business erst verdauen. „Dort, wo die Gruppen-, Abteilungs- und Bereichsleiter glauben, für den Rest des Lebens auf dem Machtsessel Platz genommen zu haben und per Knopfdruck die Puppen tanzen lassen zu können“.

Redaktion
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