Nairobi/gc/pm. Die Gewalt gegenüber der Bevölkerung im Osten der Demokratischen Republik Kongo geht unvermindert weiter, auch wenn sich der Konflikt Behauptungen zufolge stabilisiert haben soll. Ärzte ohne Grenzen sieht in den Projekten in Nord- und Südkivu täglich zivile Opfer bewaffneter Auseinandersetzungen. Der Grad der Gewalt bleibt erschreckend hoch, und neue bewaffnete Gruppen in den Kivus verstärken die Bedrohung für die Menschen. Für die Bevölkerung ist der Krieg nicht beendet.
Ärzte ohne Grenzen veröffentlichte am 24. November 2009 die Reihe „Wunden“ auf der Website
www.lage-dramatisch.org. Mit persönlichen Geschichten berichten die Menschen von ihren körperlichen und psychischen Verletzungen. Ärzte ohne Grenzen hat die Website vor einem Jahr gestartet, damit diese Menschen der Welt von ihrer fortdauernden Not erzählen können.
Die andauernde Gewalt schürt ein Klima der Angst, das durch eine Kultur der Straflosigkeit verstärkt wird. Als Vergeltungsmaßnahme werden Dörfer attackiert und systematisch zerstört. Personen werden erpresst, ihnen werden Nahrung und persönliche Gegenstände aus ihren Häusern oder selbstgebauten Unterkünften in Vertriebenenlagern gestohlen. Vergewaltigung ist eine häufige Form der Gewalt gegenüber Frauen, Männern und Kindern.
Im vergangenen Jahr haben Teams von Ärzte ohne Grenzen mehr als 5.300 Opfer sexueller Gewalt behandelt.
Zahlreiche Menschen in den Kivus werden weiterhin vertrieben, lassen sich in Lagern nieder oder leben bei lokalen Gastfamilien. In den vergangenen Monaten hat Ärzte ohne Grenzen eine Zunahme der Gewalt beobachtet, die die Arbeit humanitärer Organisationen schwer beeinträchtigt. Angriffe auf Fahrzeuge von Ärzte ohne Grenzen im Norden der Stadt Goma haben die Teams gezwungen, mobile Kliniken und die Unterstützung der Gesundheitszentren in einigen Orten vorübergehend einzustellen.
Kürzlich ist Ärzte ohne Grenzen während einer Masernimpfkampagne im Bezirk Masisi, in Nordkivu, als Köder bei einem inakzeptablen Angriff auf Zivilisten benutzt worden. Sieben Impfplätze, auf denen sich Tausende Menschen versammelt hatten, kamen bei einem Angriff der kongolesischen Armee gegen die ruandischen Rebellen der Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas (FDLR) unter Beschuss. Ärzte ohne Grenzen verurteilte den eindeutigen Missbrauch der humanitären Hilfe für militärische Zwecke.
Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit dem Jahr 1992 in den Kivus. Die Organisation leistet Hilfe in Krankenhäusern und Gesundheitszentren in Rutshuru, Nyanzale, Kitchanga, Mweso, Masisi, Kirotshe, Chambucha und Lubero (Nordkivu) und in Kalonge und Baraka (Südkivu). Mit mobilen Kliniken bieten die Teams Vertriebenen, Einheimischen und Opfern sexueller Gewalt spezielle Hilfe an. Die Mitarbeiter haben von November 2008 bis Oktober 2009 nahezu 530.000 medizinische Untersuchungen durchgeführt und 4.900 Cholerapatienten behandelt. Derzeit arbeiten in den Projekten 1.395 kongolesische und 114 internationale Mitarbeiter.
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