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Deutschland Medien Bericht
Rezeptionsstudie: Digitale Zeitungen als ePaper
Die Nutzung von ePaper
Onlinezeitung und gedruckte Zeitung im Vergleich
Redaktion: Universität Trier
Eingestellt am  02.01.2010 Aktualitätsende 11.01.2010
Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt. Nachnutzungen, Verwertungen, Kopien (auch auszugsweise) dürfen nur mit dem Einverständnis der Autoren oder des Seitenbetreibers veröffentlicht werden.
Trier/gc/uni.  Die Zeitung als das älteste Massenmedium hat sich im Laufe ihrer fast 400-jährigen Geschichte als äußerst flexibel und wandelbar erwiesen. Sie hat nicht nur eine äußerst funktionale Erscheinungsform entwickelt, sondern sich auch gegenüber der hinzugekommenen Konkurrenz durch Hörfunk, Fernsehen und später den Onlinemedien behaupten können.

Mit dem Aufkommen des World Wide Web Mitte der 1990er Jahre vollzog sich ihr Wandel von der physikalischen Erscheinungsform aus Papier und Druckerschwärze zur elektronischen Variante. Die neueste Weiterentwicklung bei der Präsentationsform der Zeitung in den elektronischen Medien sind ePaper-Versionen oder Digital Editions. Dabei wird die komplette Zeitungsseite, im Maßstab verkleinert, originalgetreu in das Onlinemedium überführt.

In einer Rezeptionsstudie hat die Medienwissenschaft der Universität Trier (http://www.uni-trier.de) untersucht, wie die drei Mediengattungen Zeitung, Onlineangebot und ePaper genutzt werden und welche Faktoren den Nutzungsvorgang bestimmen.

Methode und Untersuchungsdesign:
Zur Untersuchung wurden verschiedene Verfahren der quantitativen und qualitativen Rezeptions-forschung kombiniert:
- eine Online-Befragung von rund 460 ePaper-Abonnenten
- eine qualitative Rezeptionsanalyse mit 24 Probanden
- zwei Fragebögen – einen vor und einen nach der Rezeptionsphase
- eine Logfile-Analyse der ePaper-Nutzung aus zwei ausgewählten Erfassungswochen
- eine problemorientierte Voranalyse der drei untersuchten Mediengattungen

Ergebnisse der Studie im Überblick:
ePaper ist für die Nutzer alt und neu zugleich. Bei  ePaper treffen zwei Nutzungstraditionen aufeinander: die der gedruckten und die der Online-Zeitung. In der Studie hat sich gezeigt, dass die Probanden bei der ePaper-Nutzung vor allem auf die Kompetenzen aus der Tageszeitungslektüre zurückgegriffen haben. Dementsprechend zeigen alle qualitativen und quantitativen Befunde, dass ePaper eher als Variante der Tageszeitung, denn als Variante des klassischen Onlineangebotes gesehen wird.

Die Simulation des Zeitungslesens durch die faksimilierte Zeitungsseite bei ePaper gelingt derzeit aber nur teilweise. Die reduzierte Lesbarkeit des ePaper-Interfaces schränkt den Übertrag von Lesegewohnheiten aus der gedruckten Zeitung auf ePaper erheblich ein. Bei der Gestaltung fällt ePaper sowohl hinter die hypermedialen und hypertextuellen Gestaltungsmöglichkeiten digitaler Medien als auch der Tageszeitung zurück.

Trotz der Aufmachung der gedruckten Zeitung kann ePaper die Aufmerksamkeit der Nutzer und deren Rezeptionsmuster nicht in der Weise steuern, wie es für die Tageszeitung charakteristisch ist. Die Logfile-Analyse ergab kein deutliches Muster der Aufmerksamkeitssteuerung. Offensichtlich ist die Wahrnehmung von ePaper bedeutend stärker nutzer- als angebotsgesteuert, wie es für Online-Medien insgesamt typisch ist. Am ähnlichsten sind die Nutzungsmuster von ePaper und gedruckter Zeitung in den Phasen freier Navigation. Je spezifischer aber die Nutzungszwecke werden, desto deutlicher greifen die Nutzer auf onlinespezifische Navigationsstrategien zurück.ePaper ist derzeit sowohl von der Gestaltung als auch von der Nutzung her gesehen eine Sekundärvariante der Tageszeitung. Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass ePaper Nutzergruppen wie beispielsweise Jugendliche für die Tageszeitung zurückgewinnen kann. Die Stärke von ePaper liegt in der Ergänzung zur gedruckten Ausgabe. Diese Stärke ließe sich am besten ausspielen, wenn ePaper in mobile Endgeräte mit Zeitungsaffinität eingespeist werden könnte. Eine zweite Entwicklungsmöglichkeit ist der Ausbau durch online-spezifische Mehrwerte wie Multimedialität, Verlinkungen und verbesserte Suchstrategien. Denn was die Befunde der Studie deutlich machen: Auch wenn ePaper als Pendant zur gedruckten Zeitung gesehen wird, auf den internetspezifischen Bedienungskomfort, die Vernetzungs-Möglichkeiten und die Rechercheoptionen wollen die Nutzer dabei nicht verzichten.

Kooperationspartner und Drittmittelgeber:
Die Studie zur Nutzung von ePaper wurde in Kooperation mit dem Competence Center Electronic Business (CEB) der Universität Trier sowie der Rhein-Zeitung Koblenz durchgeführt und durch das rheinland-pfälzische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau im Rahmen der Initiative rlp-inform gefördert.

Publikationen:
Hans-Jürgen Bucher/Steffen Büffel/Jörg Wollscheid; „Digitale Zeitungen als ePaper – echt Online oder echt Print?“, in Media Perspektiven 9/2003, S. 434-444). [PDF-Version]

Bucher, Hans-Jürgen; Büffel, Steffen; Wollscheid, Jörg (2004): Digitale Zeitung als e-Paper. Ein Hybridmedium zwischen Print- und Onlinezeitung. IFRA Special-Report 6.32, Darmstadt

Den Originalartikel lesen Sie hier.

Kontakt:
Prof.Dr. Hans-Jürgen Bucher
Medienwissenschaft
Universität Trier
bucher@uni-trier.de
http://www.uni-trier.de/index.php?id=13121&L=0

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