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USA Marketing Bericht
Ovid, Steve Jobs und die Klugheitslehre
Lancierte Informationen
Wie man mit Luftstreichen und Gerüchten die Konkurrenz verblüfft
Redaktion: Gunnar Sohn
Eingestellt am  10.01.2010 Aktualitätsende 19.01.2010
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Bonn/gc/www.ne-na.de. Fama, ein Übel, geschwinder im Lauf als irgendein anderes, ist durch Beweglichkeit stark und erwirbt sich Kräfte im Gehen, konstatierte Vergil im IV. Buch der Aneneis. Über die Verwerflichkeit des Klatsches und der bösen Nachrede wird debattiert, seitdem es Sprache gibt. Bei Konfuzius heißt es: „Der Edle verbreite keine Gerüchte.“

Die Fama ist deswegen so schlecht beleumundet, weil man meistens davon ausgeht, dass sie die Wahrheit verfremdet und daher zu Trug und Verkehrtheit führt. Indiskretionen, Geheimnisse, Tratsch, lancierte Informationen und exklusive Hinweise an Auserwählte waren schon immer das Salz in der Suppe der Nachrichtenindustrie. Insofern sind die Indiskretionen des ehemaligen PR-Managers von Apple, John Martellaro, keine Überraschung (siehe auch die Agenturmeldung bei NeueNachricht). So offenbarte er, dass die durchgesickerten Informationen zum erwarteten Apple Tablet direkt vom Unternehmen gestreut wurden. Das sei Teil der Apple-Strategie.

Steve Jobs ist halt ein schlaues Kerlchen. Gerüchte funktionieren nur, wenn sie massenweise wie im Flurfunk von Unternehmen verbreitet werden. Perfekter kann das so genannte „virale Marketing“ eigentlich nicht funktionieren. Steve Jobs ist im Gegensatz zu seinem Microsoft-Kontrahenten Steve Ballmer ein Meister der Klugheitslehre, wie sie im 17. Jahrhundert vom Jesuiten Baltasar Gracian zu Papier gebracht wurde. Es sei ein sehr schwieriges Unterfangen, jederzeit „die Erwartung rege zu halten“, denn „die glänzendste Tat kündige noch glänzendere an“, führt Gracian in seinem von Schopenhauer ins Deutsche übersetzten Buch „Handorakel und Kunst der Weltklugheit“ aus. Man sollte seine wahren Absichten nicht allzu deutlich preisgeben.

„Wer mit offenen Karten spielt, läuft Gefahr, zu verlieren“, bemerkt der spanische Geistliche. Das Gegenteil sei besser: Manchmal müsse man „Luftstreiche“ tun, also praktisch mit dem Schwert in die Luft schlagen, um den Gegner zu verwirren und die eigenen Absichten nicht deutlich werden zu lassen. Gleichzeitig erlauben solche „Luftstreiche“ oder Probierballons das Ausprobieren einer bestimmten Position, die zu Diskussion gestellt wird, ohne gleich als die eigene Meinung gelten zu müssen. Es erfordert ein hohes Maß an Geschicklichkeit, hinreichend Spannung aufzubauen und die anderen „über sein Verhalten in Ungewissheit“ zu halten. „Der Kluge lasse zu, dass man ihn kenne, aber nicht, dass man ihn ergründe“, schreibt Gracien im Handorakel (Nr. 3). Der Handlungsvorschlag setzt allerdings eine hohe Begabung voraus. Denn wichtig sei es, „bei allen Dingen stets etwas in Reserve“ zu haben. Nur dadurch sichert man sein Bedeutsamkeit. Microsoft-Chef Steve Ballmer ist eher ein Opfer dieser Klugheitslehre.

Zum vollständigen Beitrag und für Blogkommentare: http://gunnarsohn.wordpress.com/2010/01/08/ovid-steve-jobs-und-die-klugheitslehre-wie-man-mit-luftstreichen-und-geruchten-die-konkurrenz-verblufft

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