Nürnberg/gc/www.ne-na.de. Autos sind mittlerweile rollende Computer – bis zu 80 eingebettete Rechensysteme, Steuergeräte und rund ein Gigabyte Software steuern in modernen Fahrzeugen sämtliche Komponenten und technische Extras.
Das reicht vom Bremspurassistenten über den CD-Player bis zum Navigationsgerät. Über 98 Prozent aller produzierten Chips werden in „eingebettete Systeme“ eingebaut. Das sind insbesondere Mikrocomputer, die meist unsichtbar in Geräten, Maschinen, Anlagen oder Autos integriert werden. „Eingebettete Systeme sind die Hidden Champions der deutschen Industrie. Sie haben eine herausragende Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland, doch ihre Bedeutung wird hierzulande leider komplett unterschätzt“, sagt BITKOM-Präsident Professor August-Wilhelm Scheer.
Das Marktvolumen für eingebettete Systeme in Deutschland wird in 2010 voraussichtlich bei knapp 19 Milliarden Euro liegen. Der Anteil spezialisierter Anbieter beträgt dabei bis zu 4 Milliarden Euro. Weitere 15 Milliarden Euro werden von Unternehmen generiert, die eingebundene Systeme als Teil größerer Geräte herstellen. Der Markt hat sich in den vergangen Jahren mit stabilen Zuwachsraten von bis zu 8 Prozent pro Jahr entwickelt.
Die spezialisierten Anbieter beschäftigen mehr als 40.000 Mitarbeiter – Tendenz steigend. Zudem sind quer durch die deutsche Industrie derzeit weitere rund 250.000 Arbeitnehmer unmittelbar mit eingebetteten Systemen befasst. Nach Ansicht von Peter Weilmuenster, Vorstandschef von Bitronic
http://www.bitronic.eu, belegen die vorgelegten Daten, dass sich Unternehmen immer stärker den Applikationen zuwenden. „Nicht mehr das Gerät oder die Technologie stehen im Vordergrund, sondern die Software-Entwicklungen. Die nützlichen Dienste werden für den Markterfolg von Produkten immer wichtiger“, so der After Sales-Fachmann Weilmuenster.
„Wir wollen, dass den eingebetteten Systemen endlich die Aufmerksamkeit gewidmet wird, die sie verdienen – dafür braucht es Information und Aufklärung“, so Scheer.
Hierzu hat BITKOM anlässlich der Leitmesse „Embedded World“
http://www.embedded-world.de, die vom 2. bis 4. März 2010 in Nürnberg stattfindet, eine Publikation mit Einsatzmöglichkeiten vorgestellt. So kann bei einem Herzschrittmacher der Arzt mit einem eingebetteten System per Funk Werte abrufen und den Schrittmacher justieren. Beim neuen Transport-Airbus A400M sorgen eingebettete Systeme für eine sichere Be- und Entladung während des Fluges. Das Öffnen der Ladeklappe in der Luft verändert die Flugeigenschaften, beim Abwurf schwerer Lasten kann sich die Gewichtsverteilung abrupt verändern. Ladeklappe, Kräne und Winden sind mit umfangreichen Mess-Systemen ausgestattet und werden von Software gesteuert.
Mit dem Programm „Assessment Studio“ zeigt das Fraunhofer Institut
http://www.fokus.fraunhofer.de auf der Nürnberger Fachmesse eine Lösung, die Entwickler beim Erstellen von AUTOSAR-konformen Anwendungen für eingebettete Systeme unterstützt. Ebenso wie ein Redakteur seinen Text vor dem Publizieren auf Rechtschreibfehler prüft, müssen Entwickler und Ingenieure ihre Funktionsmodelle zunächst auf inhaltliche Standardkonformität überprüfen, bevor effiziente und sichere Software generiert wird.
Experten gehen davon aus, dass der IT-Anteil im Auto in den nächsten Jahren weiter anwachsen wird. So baut die Deutsche Telekom die Kommunikation zwischen Maschinen weiter aus. Autos werden zu einem beweglichen Teil des Netzwerks. Beispielsweise können Logistikfirmen ihre Lastwagen vernetzen, um schneller auf technische Probleme zu reagieren und die Wartungsintervall besser zu handhaben. Softwareaktualisierungen kann man automatisch vornehmen, ohne Autos in die Werkstätten zu beordern.
Spannend sei alles, was sich unter der Überschrift „Connected Services“ für Autos abspiele, sagt Michael-Maria Bommer, Generalmanager von Nuance. „So bekommt mein Pkw in Zukunft eine SIM-Karte, mit der ich unterschiedliche Webdienste abrufen kann: Musikwünsche, aktuelle Stauwarnungen, Navigation, Ortung eines gestohlenen Fahrzeugs oder Geschwindigkeitsalarm.“
Ein kritischer Aspekt sei allerdings, dass diese Dienste ohne Ablenkungsrisiko für den Fahrer zugänglich sein müssen. Hier setzt Nuance auf die Plattform „Voice Control Automotive“. Sie erschließt nach Firmenangaben den Automobilherstellern die Möglichkeit, alle integrierten Infotainment-Systeme durch Sprache steuern zu lassen, so dass die Fahrer die Vorteile der Connected Services in vollem Umfang nutzen können, ohne den Blick von der Straße abwenden oder die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen.
Die Bitkom-Publikation „Embedded Systeme - Ein strategisches Wachstumsfeld für Deutschland“ kann unter
http://www.bitkom.org/de/themen/54926_62539.aspx heruntergeladen werden.
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