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Irland Gesellschaft Gespräch
Mein Leben in Irland
Bodo J. Baginski, Buchautor
Interview mit einem Auswanderer
Redaktion: Markus Bäuchle
Eingestellt am  09.03.2010 Aktualitätsende 18.03.2010
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Glengarriff/gc. Auswandern, Ortswechsel, Neubeginn: Warum zieht es Deutsche (auch Schweizer und Österreicher) ausgerechnet nach Irland? Wie leben sie dort? Wurden ihre Erwartungen erfüllt, was gefällt ihnen, womit haben sie Probleme? Wir stellen Menschen vor, die den Sprung gewagt haben und auf der Insel leben.

Bodo J. Baginski lebt seit 20 Jahren in Glengarriff im County Cork. Der gelernte Physiotherapeut arbeitet als Buchautor und selbständiger Physiotherapeut auf der Insel. Bodo hat im Lauf der Jahre zusammen mit Shalila Sharamon zahlreiche Naturheilkunde-Bestseller wie das „Chakra-Handbuch“, „Reiki- Universale Lebensenergie“ oder „Einverstanden sein“ geschrieben, die weltweit gelesen werden. Seine aktuelle Veröffentlichung: „Goji - Die ultimative Superfrucht“. Hier die Liste seiner Veröffentlichungen.

Bodo, warum lebst Du in Irland? Was hat Dich hierher geführt?
Tatsächlich begann alles damit, dass ich als Schulbub in einem Rudolf-Steiner Internat in Geographie ein Photo der irischen Atlantikküste sah. Darauf war im Vordergrund ein Schäfer mit seinen Schafen und zwei Hunden auf einer saftiggrünen Weide zu sehen, im Hintergrund der blaue, offene Atlantik. Wohl im Bruchteil einer Sekunde war mir klar: Dort werde ich leben, das ist mein Platz. Diese Vision hat mich über viele Jahre begleitet und nicht mehr los gelassen.

1985 betrieb ich mit meiner späteren Co-Autorin Shalila Sharamon eine Fachbuchhandlung für Psychologie, Naturheilkunde, Lebenshilfe und Esoterik. In dieser Zeit begannen wir unser ersten eigenen Bücher zu verfassen welche zu unserer Überraschung schon bald in den Fachbestsellerlisten landeten. Dazu wurde uns bewusst, dass das Bücherschreiben recht zeitintensiv ist. So gaben wir unsere hübsche Lebensbaum-Buchhandlung in andere, kompetente Hände und überlegten, wo wir einen ruhigen Platz für unsere Autorentätigkeit finden konnten. Die Wahl fiel spontan auf Südwest-Irland, wo wir schon bald nach dem Platz des Photos aus dem Geographie-Unterricht suchten - und wohl auch fanden.

Hier gab es rundum meilenweit Natur, das Meer, menschenleere Gebirge, wunderbare Sonnenuntergänge, gewaltige Stürme und vor allem viel Ruhe zum Schreiben weiterer Bücher. Wir nannten den Platz „Song of Nature“ weil wir in den ersten Wochen tatsächlich nichts als die Stimmen der Vögel, die Rufe eines Esels, das Meeresrauschen und den Wind hörten.

Ist Dein Aufenthalt zeitlich begrenzt?
Eigentlich nicht, dennoch mag es Umstände geben, aus denen sich ein Neubeginn ergibt. Das Leben ist ja voller Abenteuer wenn wir uns dafür öffnen. So gibt es noch viele andere Plätze auf der Welt die es wert wären zu entdecken und zu erkunden. Ich bin heute durchaus offen für neue weitere Aspekte im Dasein. Das Motto einer östlichen Philosophie - Binde und Löse - ist mir nicht ganz unsympathisch.

Haben sich die Erwartungen an das Leben in Irland erfüllt? Wie gefällt es Dir heute?
Mehr als das. Mein gesamtes Leben erscheint mir oft als Erfüllung hoch zehn - so dass ich heute mein Leben mit keinem Menschen auf der Welt tauschen würde. Ich habe so viel Schönes, Lebenswertes und Wunderbares in meinem Dasein erlebt dass ich es selbst kaum fassen kann. Tiefe, satte innere Freude und Glück – was gäbe es mehr? Auch wenn sich Irland in meiner Zeit in diesem Land vom armen Agrarstaat in ein modernes und wohlhabendes Land entwickelte, und nun wieder eher zurück in das frühere Dasein zu taumeln scheint, ist es ein tolles Land in dem es absolut wert ist zu leben.

Wie lebt es sich als Deutscher auf der Insel? Wie kommst Du mit der irischen Mentalität und mit den Menschen zurecht?
Mein Leben war stets eher ein Dasein als Außenseiter, das war in Deutschland so und das ist in Irland so. Aber das ist für mich die Normalität. Dazu kommt, dass ich nie sehr großen Wert auf viele äußere Kontakte legte. Ein paar Freunde und Bekannte ringsum, egal welcher Nationalität, das reicht mir völlig. Dass die anderen über jemanden erzählen, der seltsame Bücher schreibt, den Frisör, die Stadt und die Ärzte meidet - das ist völlig o.k. Die Iren im Allgemeinen sind stets sehr freundlich und interessiert an allem, was ein Ausländer in ihrem Land so treibt. Und dass wir keine Katholiken sind, wird toleriert - ebenso dass wir irgendwie etwas unterschiedlich zu den Iren sind. Gerüchte-Küchen gibt es wohl überall zum Nulltarif. Aber ich denke, weder die Iren noch ich haben ein besonderes Problem in unserer Begegnung. Für beide Seiten gibt es wohl stets Neues zu entdecken.

Was magst Du besonders an Irland?
Die drei wichtigsten Dinge: Natürlichkeit und Stille, die grandiose Natur, die Einfachheit und Unkompliziertheit des Lebens.

Was magst Du nicht an Irland?
Manchmal macht es mich traurig, unter welchen Zwängen die Iren selbst in ihrer Religion gefangen sind und oft gar nicht erkennen, dass das Leben in Wirklichkeit in Freiheit und Freude, der Erkenntnis am eigenen Daseins gedacht ist.

Was ich oft nicht verstehe, ist das mangelnde Umweltbewusstsein vieler Iren. Die schönste Natur wird nicht selten als öffentliche Müllkippe betrachtet, wie ist das nur möglich? Die Wertschätzung des eigenen wunderbaren Landes ist manchmal gleich null. Ferner die Oberflächlichkeit, die oft mangelnde Tiefe im Gespräch und mangelnde Bewusst­heit im Dasein.

Was aus der „alten“ Heimat vermisst du hier?
Nur Kleinigkeiten, die kaum der Erwähnung wert sind.

Würdest Du den Schritt noch einmal tun?
Ja, immer und jederzeit!

Den Originalbeitrag lesen Sie hier:
http://irland-erleben.blogspot.com/2009/08/wir-leben-in-irland-1-bodo-j-baginski.html

Dieser Beitrag wurde uns freundlicherweise vom Autor Markus Bäuchle aus Irland zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.
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