Zürich/gc. Der Suchoi Superjet 100 ist das Prestigeobjekt der Luftfahrtindustrie in Russland. Das supermoderne zweistrahlige Regionalverkehrsflugzeug wird vom Flugzeughersteller Suchoi zusammen mit zahlreichen westlichen Partnern als erstes russisches Flugzeug gebaut, das auch für den westlichen Markt konzipiert ist. Die Serienproduktion beginnt mit einem Jahr Verspätung, Suchoi will aber ab 2010 mindestens 50 bis 60 Maschinen jährlich produzieren.
Der Suchoi Superjet 100 als Prestigeobjekt der russischen LuftfahrtindustrieEs sind dies die Nachrichten, auf die diejenigen, die es immer schon gewusst haben, nur gewartet haben. Im Sommer 2009 musste der russische Flugzeughersteller Suchoi einräumen, dass der neue Suchoi Superjet 100 ein halbes Jahr später ausgeliefert wird, als ursprünglich geplant. Und ein halbes Jahr später verschob Suchoi den Termin erneut, dieses Mal auf unbestimmte Zeit, und eröffnete damit neuen Spekulationen Tür und Tor.
Die schlechten Nachrichten treffen die russische Industrie zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Schliesslich sollte der Suchoi Superjet 100 einen Wendepunkt markieren. Das erste nach dem Ende der Sowjetzeit völlig neu entwickelte Passagierflugzeug soll beweisen, dass die russische Industrie dabei ist, ihre existenzielle Krise hinter sich zu lassen und den Anschluss an den Weltmarkt zu finden.
Würde das Projekt scheitern, so wäre dies für den ganzen Sektor ein schwerer Rückschlag und es ist nicht klar, ob er sich so schnell davon erholen könnte. Die Luftfahrtindustrie Russlands steht unter grossem politischen Druck, endlich Resultate zu liefern, schliesslich überlebt sie derzeit immer noch nur deswegen, weil der Staat bereit ist, sie durchzuschleppen.
Sechs Staaten liefern Teile für den Suchoi Superjet 100Der Suchoi Superjet 100 ist ein Regionalflugzeug mit je nach Version 70 bis gut 90 Sitzen, das viel verspricht. Die Betriebskosten sollen um bis zu 14 Prozent unter denen vergleichbarer Modelle liegen – in der Luftfahrt ist das ein gewaltiger Unterschied. Drei Prototypen sind mittlerweile für Testflüge im Einsatz und haben dabei rund 1′300 Flugstunden absolviert.
Erstmals arbeitet Suchoi bei dem Flugzeug im grossen Stil mit internationalen Partnern zusammen. Unternehmen aus insgesamt sechs Staaten liefern Teile, darunter auch Deutschland (Flugsteuerungs-Systeme von Liebherr) und die Schweiz (Vibrations-Sensoren für die Turbinen von Vibro-Meter).
Für Verkauf, Marketing und das Ersatzteilgeschäft ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem italienischen Luftfahrtkonzern Alenia zuständig, die Superjet International. Die späteren Kunden werden ihre Maschinen nicht in Moskau, sondern in Venedig abholen, wo Superjet International gerade ein Auslieferungszentrum baut. Auch in vielen anderen Bereichen arbeitet Suchoi mit westlichen Spezialisten zusammen.
Das aktuelle Problem scheint vor allem die Triebwerke zu betreffen. Die Motoren werden gemeinsam von dem russischen Hersteller NPO Saturn und Snecma, einer Tochtergesellschaft des französischen Safran-Konzerns, gebaut. Die Zulassungsbedingungen zu erfüllen hat sich offenbar als wesentlich schwieriger herausgestellt, als einst angenommen. Die Triebwerke haben sich auch schon bei früheren Flugzeugreihen als Achillesferse herausgestellt.
Die russischen Aerodynamiker und Ingenieure sind weltweit anerkannt, niemand bezweifelt ihre Kompetenz. Doch die Motoren haben den Ruf, unzuverlässig und unwirtschaftlich zu sein. Wenn der Suchoi Superjet 100 ein Erfolg werden soll, dann müssen die Motoren um Längen besser sein, als frühere Modelle.
Der Suchoi Superjet 100 startet zur falschen ZeitEin weiterer Unsicherheitsfaktor sind die finanziell schwächelnden Kunden. Knapp 100 Bestellungen gibt es für die Maschine, im Wesentlichen von drei Fluggesellschaften: Aeroflot, GTK Rossiya und die ungarische Malev.
Aeroflot kann im Moment alles gebrauchen, nur keine neuen Flugzeuge. Die größte russische Fluggesellschaft, die 30 Suchoi Superjet 100 bestellt hat, durchläuft gerade ein hartes Sanierungsprogramm, bei dem mehr als ein Drittel der Mitarbeiter gehen müssen und die Kapazität angesichts der schlechten Marktlage deutlich zurückgefahren wird. GTK Rossiya hat gerade eine Kapitalspritze von umgerechnet mehr als 100 Millionen Dollar erhalten, ohne die das Unternehmen Pleite gegangen wäre.
Und Malev muss dringend hohe Altschulden abtragen, sonst droht ihr ein ähnliches Schicksal. Die ungarischer Fluggesellschaft würde gerne 15 Maschinen fest bestellen, sobald die eigene Finanzlage stabiler ist. Malev-Chef Martin Gauss ist nämlich ziemlich angetan von dem Flugzeug. „Wenn der Superjet 100 hält, was er verspricht, dann ist das eine Maschine, die wir sehr gut gebrauchen können“, sagt er. Bei Suchoi wird man das gerne hören, es gibt schliesslich nicht so viele gute Nachrichten in diesen Tagen.
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