Berlin/gc/rog. Mit Nahúm Palacios, Leiter des Nachrichtenressorts der lokalen Fernsehstation „Televisora de Aguán-Canal 5“, wurde bereits der dritte Medienmitarbeiter innerhalb von zwei Wochen in Honduras getötet.
Unbekannte erschossen Palacios am 14. März 2010 in der Stadt Tocoa, 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tegucigalpa in der Nähe der Karibikküste. Mehr als 40 Einschusslöcher wurden an seinem Auto festgestellt, der Körper des Toten wies mehr als 30 Einschüsse auf. Ein Kameramann und eine weitere Person in dem Fahrzeug des Opfers wurden durch Kugeln verletzt.
Der Tod Palacios folgt drei Tage, nachdem der honduranische Radiojournalist David Meza Montesinos in der Stadt La Ceiba an der Karibikküste auf ähnliche Weise ermordet wurde. Der Journalist hatte drei Wochen vor seinem Tod infolge eines Berichts über den Drogenhandel Drohungen erhalten. Vor 13 Tagen wurde zudem der TV-Journalist Joseph Ochoa in Tegucigalpa erschossen.
ROG fordert umgehende und gründliche Ermittlungen in den Mordfällen. Die Motive für die Verbrechen sind noch unbekannt. Die Ermordung Palacios könnte auf das Konto krimineller Gruppen gehen. Die Stadt Tocoa liegt in einer Region, die als Hochburg des Drogenhandels bekannt ist.
Aus der Sicht von ROG sollte bei den Ermittlungen ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden, dass Militärangehörige Palacios seit dem Staatsumsturz vom 28. Juni 2009 schlecht behandelt und gedemütigt hatten. Soldaten beschlagnahmten nach Informationen der Organisation „C-Libre“ („Comité por la Libre Expresión“) die Ausrüstung des Journalisten. „C-Libre“ berichtet außerdem, dass Palacios Drohanrufe erhalten habe, in dem er aufgefordert worden sei, aufzuhören „die Armen zu verteidigen“. Palacios recherchierte unter anderem zu Konflikten zwischen der Armee und lokalen Gemeinden.
Mit Sorge beobachtet ROG die wachsende kriminelle Gewalt und gehäufte Fälle von Menschenrechtsverletzungen in Honduras seit dem Putsch gegen den ehemaligen Präsidenten José Manuel Zelaya im Sommer 2009.
ROG kritisiert die Ernennung von Romeo Vásquez Velásquez zum Geschäftsführer der staatlichen honduranischen Telekommunikationsgesellschaft „Hondutel“ am 8. März 2010. Der Armeegeneral hatte den Putsch gegen Zelaya angeführt. ROG befürchtet, dass Velásquez sein Amt dazu missbrauchen könnte, kritische Medien zu überwachen. „Die Ernennung ist nicht nur ein schlechtes Signal für oppositionelle Medien, sie widerspricht auch der von Präsident Porfirio Lobo erklärten Absicht, das tief gespaltene Land wieder zu versöhnen“, so ROG.
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