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Deutschland Kultur Pressemitteilung
Die Stadt ist ein Prozess
The Knot
Markus Bader und Oliver Baurhenn im Gespräch
Redaktion: Goethe-Institut Deutschland
Eingestellt am  06.04.2010 Aktualitätsende 07.04.2010
Dieser Beitrag kann im vollem Umfang kostenlos und frei genutzt werden, wenn www.german-circle.de als Quelle genannt wird.
Berlin/gc/pm. Unter dem Motto „linking the existing with the imaginary“ ist „The Knot“ Labor, Café, offenes Künstleratelier, Werkstatt, Tanzfläche, Ausstellungsraum oder Klassenzimmer in einem – je nach Bedarf. Oliver Baurhenn (Club Transmediale) und Markus Bader (Raumlabor Berlin) gehören zum vierköpfigen Kuratoren-Team, das für „The Promised City“ die multifunktionale Veranstaltungsplattform entwickelt hat. Im Gespräch mit Annika Frahm sprechen sie über die Arbeit an und in öffentlichen Räumen europäischer Metropolen sowie den unterschiedlichen Charakter von Berlin, Warschau und Bukarest – den Orten, an denen das Projekt stattfindet.

Club Transmediale / Raumlabor Berlin Ihr Projekt heißt „The Knot“: Welche losen Enden verknüpfen Sie?
Bader: Aus der Schifffahrt ist der Knoten als Geschwindigkeitsmaß bekannt, gleichzeitig gibt es viele Varianten von Segelknoten, unauflösbare genauso wie schnell zu lösende. Auch in Sprichwörtern taucht der Knoten auf, als Knoten im Hals, im Taschentuch, als „gordischer Knoten“. Das englische Wort bedeutet übersetzt außerdem Knäuel, Schlaufe, Seemeile. Die englische Aussprache lässt aber auch die Bedeutung des Nicht-Seins anklingen: „The Not“, das dem ephemeren Charakter des Projektes Ausdruck verleiht. Oliver Baurhenn: Im Polnischen hat das Wort „knot“ die Bedeutung von Fehlschlagen und Zündschnur. Im Sinne dieser Bedeutungsfelder sehen wir unser Projekt als Verknüpfung verschiedener Ebenen: die Verknüpfung mit dem urbanen Kontext, in dem sich das Projekt platziert, die Verlinkung von verschiedenen Organisationen, Menschen und Künstlern als Plattform für mögliche oder unwahrscheinliche Verbindungen, eine Verdichtung, Schlaufe in der Narration, Kurzweil und potenzieller Zündfunke.

Was will „The Knot“ in einer Stadt wie Berlin, in der ja schon unzählige Kulturbetriebe und Kunsträume etabliert sind?
Bader: Das Interessante an Berlin ist die stetige Veränderung der Stadt – Stadt ist keine Einheit, sondern ein Prozess. Mehr als 20 Jahre Transformation scheinen sich gerade zu verlangsamen, die Freiräume verlagern sich, schrumpfen, die berühmte Nische verschwindet sukzessive. Etablierung oder besser Verstetigung wäre die Devise. Dennoch: Auch nach Jahren der kontinuierlichen Arbeiten sind viele Kulturbetriebe und Kunsträume aus organisatorischer Sicht eher Projekte als Institutionen. „The Knot“ hat das Potenzial, eine neutrale Plattform für einen Teil dieser Initiativen zu bilden, Möglichkeitsräume aufzuzeigen und wieder zu verschwinden – in der Hoffnung, ein Netzwerk zu hinterlassen, das stärker wird und so zur Perspektivierung einer Struktur beizutragen, die auf tönernen Füßen steht.

Was erwarten Sie von den Aufenthalten in Warschau und Bukarest im Vergleich zu Berlin?
Baurhenn: Jede dieser Städte stellt sich unterschiedlichen Herausforderungen. Da ist Berlin, dessen Rettungsanker eine aktive Kulturszene ist, und Warschau, dessen Motor der Wille zum ökonomischen Erfolg ist. Und dann Bukarest – eine Stadt, die man als heterogene Melange bezeichnen könnte, immer den historischen Bedingungen unterworfen und leidend an der Differenz zwischen geordneter europäischer Stadt und Basar-Mentalität vor dem Hintergrund einer recht schwierigen, teils pessimistischen Aufarbeitung der sozialistischen Vergangenheit. Wir hoffen vor diesen divergierenden Hintergründen neue Perspektiven zu entwickeln, die sich dem Starren, Determinierenden entziehen und Chancen in der Dynamik und Veränderlichkeit suchen. Gleichzeitig interessiert uns die Frage, wie unterschiedlich Öffentlichkeit in den drei Städten verstanden und weiterentwickelt werden kann.

Sie haben von „The Knot“ einmal als „work-in-progress“-Projekt gesprochen – worauf sind Sie in den kommenden Monaten besonders gespannt?
Baurhenn: „The Knot“ hat die Qualität eines Stolpersteins im positiven Sinn. Es ist ein Zufall, eine überraschende Präsenz im Öffentlichen, ein Treffpunkt. Gleichzeitig ist es der Ort, an dem Künstler und andere Spezialisten arbeiten. Das öffentliche Arbeiten kann Kommunikationsschnittstellen eröffnen und zu Kooperationen und Querverbindungen einladen. Wir erwarten durch den „work in progress“-Stil eine größere Chance für zwischenmenschliche Begegnungen, für vielfältige kleinere Ereignisse, die sich nicht planen lassen. Das Handeln entfaltet seine eigene Energie.

Wie fügt sich „The Knot“ in den großen Rahmen von „The Promised City“?
Bader: Die verschiedenen Städte versuchen, mit ihrer existierenden aber auch imaginierten Geschichte auf unterschiedliche Art eine hoffnungsvolle Zukunft zu entwickeln. „The Knot“ untersucht indirekt diese Modelle. Für wen, warum und mit wem soll es wirklich gehen? Alle Städte unterwerfen sich dem kapitalistischen Entwurf des wirtschaftlichen Wachstums, wobei Berlin nach dem Wegfall von Industrie und produzierendem Gewerbe auf Kultur setzt und Warschau, als Zentralort der polnischen Ökonomie, sich den globalen Wirtschaftsakteuren anzubieten versucht. Bukarest scheint seine Vision noch nicht gefunden zu haben – zu mannigfaltig sind die Erbschaften aus der Vergangenheit. „The Knot“ sucht nach Imaginationen von Stadt, nicht primär als Analyse des Bestehenden, sondern als freudvolle Vorstellung von Zukunft.“

Neben Oliver Baurhenn und Markus Bader gehören Raluca Voinea (E-cart.ro, Rumänien) und Jakub Szreder (Polen) zu den Kuratoren von „The Knot“. „The Knot“ ist Teil von „The Promised City“, einem Projekt des Polnischen Instituts Berlin und des Goethe-Instituts, das sich interdisziplinär mit den Träumen, Illusionen und dem Versprechen moderner Metropolen auseinandersetzt.

Den Originalbeitrag lesen Sie hier: http://www.goethe.de/prs/mif/m10/apr/de5848366.htm

Aussender:
Medieninfo April 2010
Dr. Christine Regus
Goethe-Institut Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30-25906 471
regus@goethe.de
http://www.goethe.de
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