Greifswald/gc/pm. Die kanadische Wissenschaftlerin, Umweltaktivistin und Schriftstellerin Dr. h.c. mult. Jeannette Christine Armstrong verteidigte am 30. März 2010 erfolgreich ihre Dissertation „Constructing Identity: Syilx Okanagan Oraliture and tmixwcentrism“ (Zur Konstruktion Ethnischer Identität: Die Vermittlung von Umweltethik in der mündlichen Überlieferung der Syilx-Okanagan) an der Uni Greifswald. Sie ist nun Dr.phil. in Literaturwissenschaft und Umweltethik. Dafür erhielt sie das allerhöchste Lob: summa cum laude.
Die Dissertation von Dr. Jeannette Armstrong, die in einem Reservat in Okanagan aufwuchs, ist eine Pionierleistung, die den Zusammenhang von Umwelt, Sprache, Literatur und Umweltethik in einer indigenen Kultur aufdeckt. Dr. Armstrong begegnet dem Thema aus zwei Perspektiven: der einer eingeweihten sprachkundigen Informantin und der einer den westlichen Theoriediskursen verpflichteten Analytikerin. Nach über 500 Jahren kolonialistischer Ein-Weg Kommunikation, in der die europäischen Experten über die Indigenen - zumeist über deren Köpfe hinweg - gesprochen und geschrieben haben, hat Dr. Armstrongs Dissertation einen Dialog eröffnet, in dem gemeinsam nach Erkenntnissen und Lösungswegen gesucht werden kann.
Seit 2005 hat die bereits dreimal mit einem Ehrendoktor ausgezeichnete Jeannette Armstrong als eingeschriebene Doktorandin der Universität Greifswald an ihrer Dissertation gearbeitet. Warum sie gerade an der Greifswalder Universität ihre Dissertation ablegen wollte, begründet sie mit der exzellenten interdisziplinären Betreuung und der Fächervielfalt an der Ernst-Moritz-Arndt Universität. Die Fächerkombination von Umweltethik und Literaturwissenschaft eröffnete in diesem Falle eine absolut innovative Sicht- und Herangehensweise.
Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit repräsentiert sie ihre Kultur in mehreren Bereichen: Als offizielle UNESCO-Beraterin, international gefragte Umweltexpertin und als von ihrem Okanagan-Volk offiziell autorisierte „Erd-Sprecherin“, die bei offiziellen Anlässen in ihrem Stammesgebiet die ökologischen, politischen und kulturellen Belange des Landes und der Erde vertritt. Des Weiteren fungiert sie als Übersetzerin für die zeremonielle Hochsprache der Okanagan. Die ehemalige Kunststudentin engagiert sich seit drei Jahrzehnten im bildungsbezogenen Bereich für ihre Kultur. Sie gründete das indigene Informations- und Bildungszentrum En'owkin Centre, in dem sie 1989-1999 die Internationale School of Writing leitete.
Als erste indigene Romanschriftstellerin Kanadas veröffentlichte sie 1985 ihr Erstlingswerk Slash, das 1997 auch auf Deutsch erschien. Weitere literarische und literaturwissenschaftliche Werke folgten. Als Autorin fordert sie Literatur in traditioneller Sprache und unter Bezug auf spezifische Stammestraditionen, die der mündlichen Tradition der jeweiligen Nationen entstammen. Jeanette Armstrong fungierte kürzlich als Beraterin und Autorin bei der zweisprachigen Anthologie indigener Kurzprosa und Lyrik aus Kanada Here We Are Today/Heute sind wir hier, die von einer Greifswalder Arbeitsgruppe von Kanadistik- Studierenden veröffentlicht wurde.
Im November 2010 wird Jeannette Armstrong ihre Doktorurkunde in Greifswald entgegen nehmen.
Kontakt:Prof. Dr. Hartmut Lutz
Amerikanistik/Kanadistik
Universität Greifswald
Telefon 03834-86-3351
lutz@uni-greifswald.de _______________________________________________
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