Wismar/gc. Erstaunlich viele Menschen griffen zum Hörer und stellten den Oberärzten des Hanse-Klinikums Wismar Dr. Nils Köpping und Dr. Carsten Slotty, Fragen rund um den Herzinfarkt. Aus der Flut der Anfragen haben wir eine Auswahl getroffen, die sicherlich von allgemeinem Interesse sind.
Ich habe neuerdings wieder Herzschmerzen, wurde aber doch vor vier Jahren mit Herz-Bypässen operiert. Was kann ich tun?Dr. Köpping: Es müssen Untersuchungen erfolgen (Fahrradergometrie, Myocardszintigraphie, Stress-Echokardiographie), eventuell muss danach eine erneute Herzkatheteruntersuchung geplant werden. Herz-Bypässe können sich verschließen oder es können sich neue Engstellen in den Gefäßen bilden. Genaueres kann man erst nach der Koronarangiographie sagen.
Nach meinem Herzinfarkt vor einem Jahr soll ich jetzt einen Defibrillator bekommen. Ist das wirklich notwendig?Dr. Slotty: Nach einem Herzinfarkt kann es zur Pumpschwäche des Herzens kommen. Ursache dafür ist eine mehr oder minder große Herznarbe. Viele Studien haben gezeigt, dass diese Patienten gefährdet sind, einen plötzlichen Herzstillstand zu erleiden. Der sogenannte implantierbare Defibrillator kann davor schützen.
Nach einem Herzinfarkt habe ich ständig Husten. Gibt es da Zusammenhänge?Dr. Köpping: Nach einem Herzinfarkt wird man oft auf sehr effektive herzschützende Medikamente eingestellt. Besonders bei den sogenannten ACE-Hemmern ist die Nebenwirkung bekannt, dass Reizhusten entstehen kann. Es müssen dann andere Wirkstoffe eingesetzt werden.
Nach einem Herzinfarkt vor zwei Jahren habe ich einen Defibrillator bekommen. Kann ich jetzt Sport treiben und Flugreisen unternehmen?Dr. Slotty: Nach einem Herzinfarkt sollte man eine Reha-Kur, eine sogenannte Anschlussheilbehandlung, durchführen. Hier wird man unter ärztlicher Kontrolle langsam wieder fit gemacht. Abhängig von den Kurergebnissen kann man auch schrittweise wieder anfangen, Sport zu treiben, am besten in einer Herzsportgruppe. Man sollte besonders am Anfang die Belastung nicht übertreiben. Ein implantierbarer Defibrillator ist kein Hindernis für Sport. Am Flughafen muss man allerdings die Sicherheitsanlagen meiden und das Personal informieren.
Nach meinem Infarkt habe ich jetzt immer wieder unangenehmes Herzrasen. Was kann man dagegen tun?Dr. Slotty: In einem beziehungsweise mehreren Langzeit-EKG kann man feststellen, ob die Herzrhythmusstörungen harmloser Natur sind. Meistens reichen Rhythmusmedikamente aus. Gelegentlich muss man aber bei einer Gefährdung einen implantierbaren Defibrillator erwägen. Man kann Herzrhythmusstörungen auch mittels elektrischer Herzkatheter-Untersuchungen diagnostizieren und therapieren.
Ich habe vor 1 Jahr einen Stent erhalten, habe jetzt aber die gleichen Beschwerden wie vorher. Kann das möglich sein?Dr. Köpping: Die so genannten Stents (kleine gitterförmige Metallröhrchen, die als Gefäßstützen verwendet werden) werden seit zirka 25 Jahren in Herzkranzarterien eingesetzt. Da es bei bis zu 25 Prozent der Stents zu erneuten Verschlüssen kam, werden seit acht Jahren medikamentenbeschichtete Stents verwendet. Beide Stentarten haben ihre Vor- und Nachteile und sollten individuell implantiert werden.
Nach meinem Herzinfarkt nehme ich ASS ein. Für eine Darmspiegelung soll ich das Medikament absetzen. Mein Hausarzt sagt aber, dass ich ASS weiter nehmen soll. Was ist jetzt richtig?Dr. Slotty: Nach einer Stent-Behandlung – die meist bei Herzinfarkten erforderlich ist – muss man lebenslang ASS einnehmen. Ein Pausieren birgt die Gefahr eines akuten Stentverschlusses und somit eines gefährlichen erneuten Herzinfarktes. Also sollte das ASS weiterhin eingenommen werden. Fast alle Eingriffe lassen sich auch mit ASS durchführen.
Kann ich nach einem Herzinfarkt verreisen?Dr. Köpping: Man sollte mindesten ein halbes Jahr nach einer Infarkt-Behandlung vergehen lassen, bis man sich längere Reisen – auch mit dem Flugzeug – zutraut. Vorher sollten gründliche Voruntersuchungen wie Herzultraschall, Fahrradergometrie und Langzeit-EKG erfolgen, um eine eventuelle Gefährdung weitgehend auszuschließen. Wichtig ist, sich ausreichend mit Herzmedikamenten zu versorgen. Reiseziele mit einem entwickelten Gesundheitssystem sind zu bevorzugen.
Kontakt:Dr. Peter Neichel
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